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Unterscheidung deklaratives und nicht-deklaratives Gedächtnis

Eine häufig verwendete Taxonomie des Gedächtnisses stammt von Squire (1992), der zwischen deklarativem und nicht-deklarativem Gedächtnis unterscheidet.

Das deklarative Gedächtnis speichert Ereignisse und Fakten, die in der Regel verbalisierbar sind und mit einer bewussten Erinnerung einhergehen, und wird in episodisches und semantisches Gedächtnis unterteilt. Während das episodische Gedächtnis Ereignisse in ihrem raum-zeitlichen autobiographischen Kontext speichert, enthält das semantische Gedächtnis Wissen über Wortbedeutungen, allgemeines Faktenwissen über die Wirklichkeit. Als elementare Wissenseinheiten werden Begriffe und semantische Relationen angenommen, die auch komplexere Konfigurationen (Schemata, Frames, Scripts) bilden. Es ist jedoch fraglich, ob episodisches und semantisches Gedächtnis unterschiedliche Gedächtnissysteme darstellen oder einem einheitlichen System zuzuordnen sind, das lediglich unter unterschiedlichen Bedingungen funktioniert. Das semantische Gedächtnis kann als Ansammlung vieler Episoden aufgefasst werden und repräsentiert die Merkmale, die diesen Episoden gemeinsam sind.

Im deklarativen Gedächtnis werden verschiedene Formate mentaler Repräsentationen angenommen: Vorstellungen (mental images) als analoge, wahrnehmungsbasierte Form der Wissensrepräsentation, Zeitketten (temporal strings) als Kodierung der physikalisch determinierten Abfolge von Ereignissen in Form linearer Ordnungen, Propositionen (propositions) als Kodierung der Bedeutung von Sachverhalten in amodaler Form, wobei offen bleibt, ob die Repräsentationsformate unabhängig und dauerhaft existieren und ob Propositionen ein psychologisch angemessener Beschreibungsformalismus für amodale Repräsentationen sind.

Unter nicht-deklarativem oder prozeduralem Gedächtnis wird eine heterogene Klasse von Phänomenen zusammengefasst, denen gemeinsam ist, dass sie sich im Verhalten manifestieren und dem bewussten, verbalisierbaren Gedächtnis schwer zugänglich sind. Sie werden mit verschiedenen Lernprozessen wie implizitem Lernen und Konditionierung in Verbindung gebracht. Es kann sich um perzeptive, perzeptiv-motorische oder kognitive Fertigkeiten handeln, d.h. um Handlungen sowie Regeln und deren Anwendung, die durch ihre Modalitäts- und Reaktionsspezifität, ihre geringe Beeinflussbarkeit durch semantische Faktoren und ihre relative Isolation vom übrigen Wissenssystem gekennzeichnet sind.

Literatur

Squire, Larry R. (1992). Declarative and Non-Declarative Memory: Multiple Brain Systems Supporting Learning and Memory. Journal of Cognitive Neuroscience, 4, 232-243.
https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/gedaechtnis/5545 (18-08-05)


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