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Serotoninspiegel und prämenstruelle dysphorische Störung

Dass es sich bei der prämenstruellen dysphorische Störung um eine Veränderung im Hormonstoffwechsel handelt, wurde jüngst in einer neueren Studie (Sacher et al. 2023) bestätigt, bei der man auf eine Fehlregulierung des Neurotransmitters Serotonin im Gehirn betroffener Frauen stieß. Durch das zyklus­abhängige Auftreten der Symptome liegt es nahe, dass hormonelle Fluktuationen einen Einfluss auf das Krankheitsgeschehen haben, wobei betroffene Frauen zwar keine veränderten Sexualhormonspiegel in der Peripherie aufweisen, aber ihr Zentralnervensystem scheint besonders sensibel darauf zu reagieren, wenn die Hormonspiegel in der prämenstruellen Phase fallen. In einer longitudinalen Fall-Kontroll-Studie wurden mittels Positronen-Emissionstomografie über mehrere Monate hinweg Gehirn-Scans während jeweils zwei Zyklusphasen (periovulatorisch, prämenstruell) durchgeführt. In der prämenstruellen Phase war bei betroffenen Frauen die Serotonin-Transporterdichte im Gehirn erhöht, was zu einem Verlust von Serotonin im synaptischen Spalt und infolgedessen zu affektiven Symptomen führen kann. Dieser Befund war überraschend, weil man bisher dachte, der Serotonin-Transporter sei ein individuelles Merkmal, das sich in einer derartig kurzen Zeitspanne von zwei Wochen nicht verändert. Aus den gewonnenen Daten leitete man nun ab, dass eine intermittierende Gabe von selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren über wenige Tage zur Behandlung sinnvoll sein könnte.
Übrigens könnte sich auch der Verzehr von Lebensmitteln, die die Serotonin-Vorstufe Tryptophan enthalten, wie Käse, Geflügel, Tofu und Nüsse, oder eine Lichttherapie mit einer Tageslichtlampe positiv auf den Serotonin-Spiegel auswirken.

Literatur

Sacher, J., Zsido, R. G., Barth, C., Zientek, F., Rullmann, M., Luthardt, J., Patt, M., Becker, G. A., Rusjan, P., Witte, A. V., Regenthal, R., Koushik, A., Kratzsch, J., Decker, B., Jogschies, P., Villringer, A., Hesse, S., & Sabri, O. (2023). Increase in Serotonin Transporter Binding in Patients With Premenstrual Dysphoric Disorder Across the Menstrual Cycle: A Case-Control Longitudinal Neuroreceptor Ligand Positron Emission Tomography Imaging Study. Biological psychiatry, doi:10.1016/j.biopsych.2022.12.023.
https://lexikon.stangl.eu/13824/praemenstruelle-dysphorische-stoerung (21-11-21)

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