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Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis ein Indikator für eine spätere Demenz

Der subjektive kognitive Abbau ist nachweislich eine Vorstufe der Demenz, wobei der Zusammenhang zwischen subjektivem kognitivem Abbau und Demenz jedoch hauptsächlich bei Menschen über 65 Jahren untersucht wurde. Möllers et al. (2022) haben den Zusammenhang zwischen subjektiven Gedächtnisschwierigkeiten im Alter von 50-75 Jahren und Demenz insgesamt sowie Demenz-Subtypen in einer gemeindebasierten Kohorte mit Langzeit-Follow-up untersucht. Über sechstausend Menschen (51 % weiblich) im Alter von 50 bis 75 Jahren (mittleres Alter 62), die in den Jahren 2000-2002 an einer allgemeinen Gesundheitsuntersuchung (bei insgesamt 684 Allgemeinärzten) im Saarland teilnahmen, wurden für eine gemeindebasierte Kohortenstudie rekrutiert. Subjektive Schwierigkeiten mit dem Kurz- und Langzeitgedächtnis wurden zu Beginn der Studie mit zwei einfachen Ja/Nein-Fragen erfasst.

Jetzt zeigte sich, wer damals Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis angab, hatte gegenüber dem Rest der Gruppe ein bis zu doppelt so hohes Risiko, später eine Demenz zu entwickeln. Das galt auch für die Altersgruppe zwischen 50 und 64, also für Menschen mittleren Alters. Insgesamt entwickelten knapp fünfhundert Studienteilnehmer während des Beobachtungszeitraums von 17 Jahren eine Demenz. Subjektiv wahrgenommene Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis können daher schon bei Menschen ab einem Alter von 50 Jahren auf ein erhöhtes Risiko einer Demenz hinweisen, und das bereits viele Jahre vor der Diagnosestellung. Wer zusätzlich zu Störungen des Kurzzeitgedächtnisses auch noch unter einer Depression litt, hatte den Ergebnissen zufolge ein noch höheres Risiko einer späteren Demenz. Für die klinische Alzheimer-Krankheit wurde ein signifikanter Zusammenhang nur innerhalb der ersten sechs Jahre festgestellt, und es gab keine Zusammenhänge zwischen langfristigen Gedächtnisschwierigkeiten und irgendeiner Art von Demenz.

Subjektive Schwierigkeiten mit dem Kurzzeitgedächtnis sagen daher sowohl das mittel- als auch das langfristige Risiko einer vaskulären Demenz und einer Demenz aller Ursachen voraus, selbst bei Erwachsenen im späten mittleren Alter. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen lange vor dem Alter für die Erhaltung der kognitiven Gesundheit.

Literatur

Möllers, Tobias, Stocker, Hannah, Perna, Laura, Rujescu, Dan, Holleczek, Bernd, Schöttker, Ben & Brenner, Hermann (2022). Subjective short-term memory difficulties at ages 50–75 predict dementia risk in a community-based cohort followed over 17 years. Age and Ageing, 51, doi: 10.1093/ageing/afac113.


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Ein Gedanke zu „Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis ein Indikator für eine spätere Demenz“

  1. Li et al. (2022) haben in einer Studie herausgefunden, dass ausgiebiger Tagesschlaf zum einen das Alzheimer-Risiko erhöht, zum anderen aber auch ein Hinweis auf eine bestehende Demenz sein kann. Die Studie erstreckte sich dabei über einen Zeitraum von 14 Jahren, wobei zu Beginn 76 Prozent der Teilnehmer keine geistigen Beeinträchtigungen aufwiesen, 20 Prozent klagten über leichte kognitive Störungen und 4 Prozent hatten Alzheimer. Am Ende der sechsjährigen Beobachtungszeit waren 25 Prozent der Teilnehmer an Alzheimer erkrankt. Um die Zusammenhänge zwischen Schlafverhalten und kognitivem Abbau zu erfassen, mussten alle Probanden eine spezielle Armbanduhr zwei Wochen pro Jahr tragen, wobei dann, wenn die Senioren zwischen 9 Uhr und 19 Uhr über einen anhaltenden Zeitraum nicht körperlich aktiv waren, wurde das von dem Gerät als Tagesschlaf gewertet.Auch wurde die kognitive Leistungsfähigkeit der Studienteilnehmer jährlich in Tests untersucht und dokumentiert. Bei den Probanden, die keine geistigen Defizite hatten, nahm die tägliche Schlafenszeit im Durchschnitt um elf Minuten pro Jahr zu, während in der Gruppe der Teilnehmer mit leichten kognitiven Störungen sich die Schlafzeit auf 24 Minuten verdoppelte, wobei diese bei den Alzheimerpatienten sogar 68 Minuten am Tag betrug. Auch gingen häufigere und längere Nickerchen im Folgejahr mit nachlassenden geistigen Fähigkeiten einher, und bei den Studienteilnehmern, die länger als eine Stunde oder mehrfach am Tag schliefen, war das Krankheitsrisiko um 40 Prozent höher als bei denen, die weniger oder seltener schliefen.
    Auch wenn diese Ergebnisse kennen kausalen Zusammenhang direkt bestätigen können, kann man dennoch davon ausgehen, dass Schlafveränderungen Hinweise auf Veränderungen im Gehirn sein können. Erst dann lassen sich valide Aussagen darüber treffen, ob ein langer Mittagsschlaf tatsächlich eine Demenz begünstigt oder die Reduzierung der Schlafzeit am Tag sogar das Alzheimer-Risiko senkt.
    Literatur
    Li, L. Gao, L. Yu, X. Zheng, M. C. Ulsa, H.-W. Yang, A. Gaba, K. Yaffe, D. A. Bennett, A. S. Buchman, K. Hu, Y. Leng (2022). Daytime napping and Alzheimer’s dementia: A potential bidirectional relationship. Alzheimers Dementia, doi:10.1002/alz.12636.

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