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Neuroinflammation ist keine Erklärung für anhaltende Symptome bei Long-Covid

Die Post-COVID-19-Erkrankung ist durch schwächende, anhaltende Symptome gekennzeichnet, darunter Symptome, die auf neurologische Störungen wie Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisstörungen, Schmerzen und Schlafstörungen hindeuten. Immer wieder benannte Merkmale von Long Covid, also anhaltende Symptome einer Corona-Erkrankung, sind nach Angaben der Betroffenen ein schlechtes Gedächtnis, Probleme mit der Konzentration und dem Schlaf, denn viele machten die Erfahrung, dass sie unter einer Art Gehirnnebel litten.

Ziel einer Studie von Havdal et al. (2024) war es daher, Biomarker für Hirnverletzungen, neurokognitive Testleistungen und selbstberichtete neurologische und neuropsychologische Symptome bei jungen Menschen mit dieser Erkrankung zu untersuchen. Dafür wurden insgesamt 404 nicht hospitalisierte Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 25 Jahren, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren, prospektiv in die Studie aufgenommen und 6 Monate lang nachbeobachtet. Alle Teilnehmer wurden einer umfassenden Untersuchung unterzogen, die klinische Untersuchungen, Fragebögen, neurokognitive Tests und Blutentnahmen umfasste. Die Serumproben wurden auf die Biomarker Neurofilament Light Chain und Glial Fibrillary Acidic Protein für Hirnverletzungen untersucht.

Nach 6 Monaten wurden Querschnittsanalysen der Biomarker im Serum, neurokognitiven Testergebnissen und Symptomwerten in den verschiedenen Gruppen auf der Grundlage der Einhaltung der Post-Covid-Kriterien sowie der anfänglichen SARS-CoV-2-Testergebnisse durchgeführt. Außerdem wurden die Zusammenhänge zwischen Biomarkern, neurokognitiven Testergebnissen und Symptomwerten untersucht.

In die endgültige Analyse wurden 381 SARS-CoV-2-positive und 85 SARS-CoV-2-negative Personen nach 6 Monaten aufgenommen, von denen 48 % bzw. 47 % die PCC-Kriterien erfüllten. Die Serumspiegel der Biomarker waren in allen Gruppen nahezu gleich und unterschieden sich nicht von den Referenzwerten in der gesunden Bevölkerung. Auch die Ergebnisse der neurokognitiven Tests unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen, während die Symptomwerte bei Patienten, die die Post-Covid-Kriterien erfüllten, signifikant höher waren, und zwar unabhängig vom ursprünglichen SARS-CoV-2-Status.

Diese Daten deuten darauf hin, dass die anhaltenden Symptome im Zusammenhang mit Post-Covid nicht mit einer anhaltenden Schädigung des zentralen Nervensystems oder einer dauerhaften Störung der kognitiven Funktionen einhergehen. Dieser Befund widerspricht der Vorstellung einer Neuroinflammation als wahrscheinliche Erklärung für die anhaltenden Symptome. Das bedeutet aber auch, dass die Long Covid-Definition der Weltgesundheitsorganisation ziemlich nutzlos ist.

Literatur

Havdal, Lise Beier, Selvakumar, Joel, Lund Berven, Lise, Stiansen-Sonerud, Tonje, Zetterberg, Henrik, Blennow, Kaj, Holmøy, Trygve, Wyller & Vegard Bruun Bratholm (2024). Neurological involvement among non-hospitalized adolescents and young adults 6?months after acute COVID-19, Frontiers in Neurology, 15, doi:10.3389/fneur.2024.1345787.


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