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Die Wissenschaft vom Küssen

Der 6. Juli ist der Welttag des Kusses

Philematologie ist übrigens die Wissenschaft vom Küssen und beschäftigt sich damit, warum der Mensch küsst und welche Prozesse dadurch in Gang gesetzt werden. Philematologen beschreiben einen Kuss so: Jochbeinmuskel und Oberlippenheber bewegen sich, gleichzeitig werden Unterlippensenker und Mundwinkelsenker nach unten gezogen, der kontrahierte Musculus orbicularis oris wird auf ein Lippenpaar in ähnlicher Stellung gepresst. An einem Kuss sind ungefähr 140 Muskeln beteiligt, wobei auch etwa sieben Kalorien pro Minute verbraucht werden.
Männer küssen sehr zielgerichtet, d. h., sie wollen oft mehr als nur küssen, während Frauen im Kuss eher eine Bestätigung der sozialen Bindung suchen.
In der Evolution hat sich vermutlich der Kuss aus der Nahrungsweitergabe der Eltern an ihre Nachkommen entwickelt, wobei indirekt ein Beitrag zur Immunisierung geleistet wird, denn es werden Viren und Bakterien ausgetauscht, die das Immunsystem fit halten. Bis zu achtzig Millionen Keime werden bei einem zehn Sekunden langen Kuss ausgetauscht.
Beim Küssen riecht, schmeckt und fühlt man die andere Person, außerdem werden beim Küssen Oxytocin, das Bindungshormon, Dopamin und Serotonin ausgeschüttet. Philematologen haben auch berechnet, dass Menschen durchschnittlich 76 Tage ihres Lebens mit Küssen verbringen.

Der Tag des Kusses ging 1990 aus dem britisch-nationalen Tag des Kusses hervor, da man glaubte, dass viele Menschen das Vergnügen vergessen, sich zu küssen.

Warum man beim Küssen die Augen schließt

Wenn Menschen sich küssen, dann werden die Augen geschlossen, wobei nicht ein Instinkt diese Reaktion steuert, da das Gesicht des Partners ohnehin so bei großer Nähe nicht mehr wahrgenommen werden kann, sondern weil die Küssenden einfach nur mehr empfinden wollen, indem sie sich voll auf ihren Tast- und Geschmackssinn konzentrieren. Wenn man die Augen schließt und dadurch die visuellen Einflüsse ausblendet, bleiben mehr Ressourcen im Gehirn für die anderen beteiligten Sinne frei.

Zum Welttag des Kusses am 6. Juli 2016 bescherten die OÖN ihren LeserInnen eine

Typologie des Kusses

Der französische Kuss: Die wohl erotischste Art der zärtlichen Lippenberührung, der französische Kuss, wird heute geläufiger mit Zungenkuss bezeichnet. Beide Münder werden weit geöffnet übereinander gestülpt und die Zungen finden spielerisch zueinander. Die Lippen kreisen übereinander, währenddessen jagen sich die Zungen. Achtung: es gibt einen regen Diskurs über die tiefe der Zunge im Mund des anderen. Jeder Mensch hat da unterschiedliche Präferenzen.

Der Spiderman-Kuss: Eine seltene Gelegenheit. Kann man eigentlich nur nützen, wenn einer mit dem Gesicht kopfüber irgendwo rumbaumelt. Diese Kusstechnik basiert auf dem 2002 erschienenen Spiderman-Film. Der Superheld seilte sich in einer dunklen Gasse direkt vor ihr ab. Er stoppte auf dem Kopf hängend vor ihrem Gesicht und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund. So küsst die Oberlippe die Unterlippe des Partners und umgekehrt. Achtung: Irgendwann wird der hängende Teil dieser artistischen Konstellation Kreislaufprobleme bekommen. Deswegen der Tipp: Der Spiderman-Kuss funktioniert auch, wenn man im Bett liegt

Der Schmetterlingskuss: Eine sehr verspielte Art, dem Gesicht einer anderen Person näher zu kommen, ist der Schmetterlingskuss. Sie dürfte uns allen aus dem Kindergarten bekannt sein. Gesicht an Gesicht und dann sehr schnell blinzeln. Das fühlt sich an wie Schmetterlingsflügel. Der Schmetterlingskuss ist eher ein kurzer Spaß für zwischendurch.

Der Lippenkuss: Quasi der Standard. Ein Einstieg für alles Weitere oder in schneller Ausführung möglich. Lippen, die sich berühren und sanft bis hart aufeinander pressen, haben schon so manche Gänsehaut produziert. Wenn man es richtig anstellt und nebenbei Nacken oder Arme streichelt, kann es ein sehr romantischer Kuss sein.

Der Eskimokuss: Für einen echten Eskimokuss reiben zwei Personen ihre Nasen aneinander, etwa fünf Mal hin und her. Der Eskimokuss wird am besten mit geschlossenen Augen ausgeführt. Diese Form des Kusses wird in Inuitkulturen tatsächlich zur Begrüßung eingesetzt. Man kann ihn Freunden geben oder ihn beim Flirten, genau wie den Schmetterlingskuss, als spielerische Vorstufe eines echten Kusses nutzen.

Der Wangenkuss: In vielen europäischen Regionen werden Wangenküsse zur Begrüßung eingesetzt. Das Begrüßungsritual ist eine Wissenschaft für sich. Dabei gibt es einige Unterschiede, je nach Herkunft der Küssenden: In Frankreich, woher dieses Ritual stammt, wird etwa je nach Region unterschiedlich oft angesetzt. In Paris küsst man sich zweimal, auf dem Land dreimal und im Süden sogar bis zu viermal. Wer sich unsicher ist, wartet einfach, bis der andere auf ihn zukommt. Wer ganz diskret ist, küsst „aneinander vorbei“ oder man spendet nur einen zarten Kuss, der an der Wange vorbei gehaucht wird.

Der Handkuss: Insbesondere in bestimmten Kreisen Österreichs noch immer Ausdruck höflicher, wenn auch distanzierter Verehrung. Es handelt sich um einen vollendeten oder bewusst unvollendeten Kuss auf den Rücken einer vom Adressaten meist eigens dafür hingehaltenen Hand. Unter anderem kann dieser aus Respekt, Unterwürfigkeit oder zärtlichster Liebe verteilt werden. Bei einem gekonnten Handkuss schweben die Lippen vor der Hand und berühren diese nicht wirklich. Je nach Zuneigungsgrad darf dabei auch tief in die Augen geblickt werden.

Der Nackenkuss: Viele bezeichnen diese Technik als die perfekte Vorstufe für den eigentlichen Kuss. Das Knabbern am Nacken kann als sehr erotisch erlebt werden und stellt eine extreme Körpernähe her.

Ohrläppchen oral: Ohren sind extrem empfindlich. Sie können sowohl mit den Lippen als auch mit der Zunge verwöhnt werden. Leichtes Saugen am Ohrläppchen wird ebenfalls von vielen Menschen als erotisch bewertet. Sich langsam vom Hals bis zum Ohrläppchen hinaufzuknabbern und dort zu verweilen, wird als vielversprechende Methode zur sexuellen Erregung gehandelt.

Wichtig für den perfekten Kuss natürlich: Gepflegte Lippen. Wer zu spröden Lippen neigt, diese regelmäßig mit ausreichender Pflege versorgen. Zumindest einmal wöchentlich sollte man sich Zeit für ein Peeling oder eine Maske nehmen. An den restlichen Tagen reicht reine Lippenpflege aus.

Anmerkung: Der Knutschkuss oder Knutschfleck ist technisch betrachtet kein echter Kuss, sondern aus medizinischer Sicht eher eine Prellung oder ein Unterdruck-Hämatom. Das Blut verteilt sich im umliegenden Gewebe und führt zu einem blauen Fleck, wobei während der Heilung dieser wie ein  Bluterguss mehrere Phasen durchläuft und sich von rot über blau und grün bis hin zu gelb verfärben kann, bevor er verblasst. Für einen Knutschfleck saugt man mit mehr oder minder großer Mundöffnung hart genug, meist am Hals, der Schulter aber auch an einem anderen Körperteil seines Gegenübers. Österreicher nennen den Knutschkuss übrigens Zuzlfleck, Engländer love bite. Für viele Menschen gilt der Knutschfleck als Erinnerung und sichtbarer Beweis für ein hemmungsloses Lust- oder Liebeserlebnis. Im Kamasutra werden Knutschflecke auch als Liebesmale bezeichnet werden demnach mit Stolz getragen und gelten als sichtbares Zeichen für ein erfülltes Liebesleben.

Wohin neigt man den Kopf beim Küssen?

Metaanalysen von Untersuchungen zu sozialen Berührungen zeigen, dass seitliche Verzerrungen in allen Formen der sozialen Berührung auftreten, aber aber diese nicht vollständig durch Händigkeit bestimmt werden. So gibt gibt es allgemein eine Präferenz, den Kopf beim Küssen nach rechts zu neigen, eine Umarmung mit der rechten Hand zu initiieren und Babys im linken Arm zu wiegen. Beim Küssen und Umarmen geht man davon aus, dass Menschen eine dominante Führungshand haben, mit der sie die Bewegung initiieren, doch in emotionalen Situationen verschiebt sich die Seitenpräferenz allerdings nach links, und zwar unabhängig davon, ob es sich dabei um den Ausdruck einer positiven oder negativen Emotionen handelt. Man vermutet, dass die Verschiebung nach Links in emotionalen Situationen dadurch entsteht, dass Emotionen vornehmlich in der rechten Gehirnhälfte verarbeitet werden, die die Bewegungen der linken Körperhälfte steuert. Demnach gibt es also bei diesen sozialen Berührungen Seitenverzerrungen, die durch den emotionalen Kontext ausgelöst werden, und zwar am stärksten bei der Umarmung. Offenbar interagieren motorische und emotionale Netzwerke im Gehirn, die miteinander eng verschaltet sind.

Literatur

Ocklenburg, Sebastian, Packheiser, Julian, Schmitz, Judith, Rook, Noemi, Güntürkün, Onur, Peterburs, Jutta, Grimshaw, Gina M. (2018). Hugs and kisses – The role of motor preferences and emotional lateralization for hemispheric asymmetries in human social touch. Neuroscience & Biobehavioral Reviews, 95, 353-360.
http://www.nachrichten.at/nachrichten/fotogalerien/cme199782,1521771 (16-07-06)
http://www.bravo.de/dr-sommer/knutschfleck-wie-man-ihn-macht-und-wieder-wegkriegt-275561.html (16-07-06)


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