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Der Jugendalkoholismus

Das Jugendalter ist eine Zeit im Leben eines Menschen, das Auswirkungen auf den Rest seiner Existenz hat. Hier getroffene Entscheidungen sind Weichenstellungen für die Zukunft. Dies betrifft auch angewöhnte Verhaltensweisen wie eben süchtiges Verhalten und damit dem Alkoholismus. Meistens wird in diese Lebensphase der Grundstein für den Umgang mit Alkohol gelegt, eher selten wird eine Person, die in Jugendjahren abstinent oder einen gemäßigten Umgang mit der Droge hatte, später alkoholkrank wird (vgl. Haushahn, 1996, S.84f).

Typologie des Jugendalkoholismus

Da es wichtig ist, den jugendlichen Alkoholismus nicht einfach mit dem der Erwachsenen gleichzusetzen, ist auch eine einfache Übernahme der Erwachsenentypologien nach Jellinek nicht ziel führend. Vielmehr hat sich eine spezifische Einteilung als sinnvoll herausgestellt, die mehr auf den Jugendlichen abgestimmt ist:

  • Der Gelegenheitstrinker betreibt zwar prinzipiell Alkoholmissbrauch, jedoch hat er seinen Konsum unter Kontrolle
  • Der Gewohnheitstrinker behält seine Kontrolle, rechtfertigt aber seine Sucht durch gesellschaftliche Konventionen
  • Der Rauschtrinker trinkt entweder um seine Fehler zu betäuben, weil er von einer anderen Sucht umgestiegen ist, oder er nimmt mehrere Drogen zur selben Zeit

Motive des Alkoholkonsums Jugendlicher

Zwei verschiedene Unterteilungen von Motiven sollen hier erwähnt werden. So formuliert Bärsch:

  • Alkoholtrinken als Statushandlung, da in der Erwachsenenwelt derjenige viel gilt der viel trinken kann.
  • Alkoholtrinken als Konformitätshandlung, da mitunter in Jugendgruppen der Gruppenzwang sehr groß ist.
  • Alkoholtrinken als Ersatzhandlung, um einen unangenehmen Zustand zu beenden, oder einen erwünschten herbeizuführen.

In einer Studie des deutschen Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit von 1983 wurden fünf verschiedene Trinkmotivationen herausgestellt:

  • soziales Trinken: der Alkohol dient als Stimmungsmacher und Kommunikationsförderer bei gesellschaftlichen oder familiären Ereignissen und ist somit Bestandteil des Sozialverhaltens.
  • Hedonistisches Trinken: Alkohol wird dem Genuss und der euphorisierenden Wirkung wegen konsumiert.
  • Conviviales Trinken: Alkohol wird aus Gewohnheit getrunken. Anlässe sind zB. Fernsehen, Beruf oder Mahlzeiten
  • Utilitaristisches Trinken: Alkohol wird gezielt eingesetzt, um die seelische Befindlichkeit zu verändern. Angst und Hemmungen sollen abgebaut, Spannungen vermindert und das Selbstbewusstsein gestärkt werden.
  • Trinken als Selbstmedikation: Hierbei wird Alkohol getrunken, um den Wirkstoff als Medikamentenersatz zu verwenden (vgl. Haushahn, 1996, S.116ff)

Bedingungen, Hintergründe, mögliche Ursachen des Jugendalkoholismus

Gerade beim Jugendlichen gibt wie bereits erwähnt eine Vielzahl von möglichen Einflussfaktoren, die aus Konsum in nächster Stufe Missbrauch und zuletzt eine Alkoholsucht macht. Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Mediziner, Psychologen und Soziologen mit der Frage, warum manche Menschen süchtig werden, wenn sie einen Wirkstoff zu sich nehmen und manche eben nicht.

Das Ursachengeflecht des Jugendalkoholismus

Es existiert eine Ursachendreieck bestehend aus Droge, Persönlichkeit und Umwelt. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass die Persönlichkeit den Hauptausschlag für die Entstehung einer Sucht gibt. Die Umwelt ist für sich allein betrachtet, keine Ursache im eigentlichen Sinn, sonder hat vielmehr eine mehr oder weniger starken Einfluss auf die Persönlichkeit. Die Droge selbst ist im Wesentlichen austauschbar und steht für eine Lebensunfähigkeit (vgl. Haushahn, 1996, S.123).

Einflussfaktor Droge

Zwar ist der Grund warum Drogen genommen werden, fast immer ein Problem, das man mit sich selbst hat, dennoch haben die verschiedenen Wirkstoffe auch unterschiedliche Effekte, auch abhängig von der Dosis, der Griffnähe und der Art der Verabreichung. Man kann sich gut vorstellen, dass jemand, der seine Leistungsfähigkeit erhöhen möchte, nicht zu Wirkstoffen wie Heroin oder Marihuana greifen wird, sondern eher zu Kokain oder Amphetaminen. Außerdem muss hier die Frage gestellt werden inwieweit Jugendschutzbestimmungen etwas bewirken können (vgl. Haushahn, 1996, S.124ff).

Einflussfaktor Persönlichkeit

Viele Alkoholiker haben eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur, die die Entstehung einer Alkoholabhängigkeit begünstigt. Diese Tatsache macht eine Therapie, die sich auf eine reine Entgiftung beschränkt, nahezu wirkungslos, da dabei eben die Persönlichkeit nicht berücksichtigt wird. Vielmehr braucht es für eine sinnvolle Behandlung auch eine Psychotherapie, die auf den jeweiligen Süchtigen eingeht (vgl. Haushahn, 1996, S.126ff).

Einflussfaktor soziales Umfeld

Anders als die beiden anderen Faktoren, Sucht und Persönlichkeit ist die letzte des Ursachendreiecks, das soziale Umfeld, in mehrere verschiedene Untergruppen zu unterteilen. Dies sind im Wesentlichen das Elternhaus, die Peer-Gruppe, Schule und Beruf sowie die Medien. Dies sind die wichtigsten Bereiche in denen die Persönlichkeitsbildung stattfindet und in denen die Existenz bestimmter sozialer Bedingungen das Auftreten des jugendlichen Alkoholkonsums begünstigt.

Das erste und wichtigste Umfeld, das ein Jugendlicher in seinem Leben erlebt und das einen Einfluss auf ihn hat, ist die Familie. Üblicherweise erlebt der Jugendliche dort ein geschütztes und vertrautes Klima und kann zu einer starken Persönlichkeit heranreifen. Jedoch ist dies nicht immer der Fall und wenn der Jugendliche dieses Vertrauen nicht erfährt oder es gar zu einer Ablehnung kommt, die Eltern ein negatives Vorbild sind (vor allem im Bezug auf den Alkoholkonsum), der verwendete Erziehungsstil, die gelehrten Konfliktlösungsstrategien und natürlich auch wie der Jugendliche seinerseits zu seiner Familie steht. Jedoch spielt auch hier wieder die Persönlichkeit des Jugendlichen eine große Rolle, wie er mit diesen Problemen umgeht (vgl. Haushahn, 1996, S.130f).

Die Heredität beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit sich der Alkoholismus vererbt. Diese Frage ist bis heute immer noch umstritten, unbeschritten ist jedoch dass eine gewisse genetische Disposition besteht. Vor allem Zwillingsforschung und Forschungen mit Adoptivkindern bestärkten diese Annahme.

Eine weitere wichtige Einflussgruppe für Jugendliche ist die Peergruppe. Die verschiedenen Funktionen die diese Gruppe auf den Jugendlichen hat sind vor allem individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, das Finden von Freunden, die Möglichkeit des sozialen Lernens und das weitgehende Übereinstimmen von Interessen. Die Peergruppe hat prägenden, leitenden und verstärkenden Charakter auf das jugendliche Trinkverhalten. Dies ist durch die Tatschache ersichtlich, dass Trinken Anerkennung bringt.

Die Schule und der Beruf haben ebenfalls einen Einfluss auf den Jugendlichen. Dabei können aber Unterschiede beobachtet werden, da Lehrlinge viel früher mit realeren Lebensproblemen konfrontiert werden. Schüler jedoch befinden sich im Wesentlichen länger in einem geschützten Umfeld und müssen sich noch nicht so schnell mit Geldverdienen und Verantwortung für andere beschäftigen. Ist für den arbeitenden Jugendlichen sein Arbeitsalltag aber eintönig und sinnentleert, kann auch dies zu einem Alkoholmissbrauch führen. Auch der finanzielle Faktor spielt eine Rolle, da Schüler üblicherweise mit einem Taschengeld auskommen müssen und daher eher zuhause trinken.

Der letzte hier genannte Faktor ist die Werbung die, durch das zunehmen der Konsumation von Massenmedien, vor allem von Fernsehen und Internet, ebenfalls eine große Auswirkung auf den Jugendlichen hat. Dabei müssen primär die Gefühle, die im Bezug auf den Konsum von Alkohol hervorgerufen werden sollen, kritisch betrachtet werden (vgl. Haushahn, 1996, S.142f).

Literatur
HAUSHAHN, H.(1996): Jugendalkoholismus. Frankfurt am Main: Peter Lang GmbH
BROCKHAUS, der (2000): Das Lexikon in 5 Bänden. Leipzig: FAB Verlag


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2 Gedanken zu „Der Jugendalkoholismus“

  1. Nun, ich als 14jähriger Niederösterreicher habe ich ebenfalls schon Erfahrungen mit Alkohol gemacht.

    Doch spätestens, nachdem meine Freundin stockbetrunken mit einem anderen herumgemacht hat, ist mir die Lust daran vergangen.
    Meiner Meinung nach ist es nicht so schlimm, ab und zu ein Bier zu leeren, um die Stimmung etwas zu lockern, doch was ich echt nicht ausstehen kann ist dieses dämliche Komasaufen, wo immer irgendein scheiß rauskommt.
    Beispiel … letztens hat ein Typ im vollberauschten Zustand meine ebenfalls alkoholisierte Freundin „angefasst“ (um es so zu formulieren). Sie hat sich in seinem Namen dafür bei mir entschuldigt, aber dazu gemeint: „Du darfst ihm nicht böse sein, er war doch besoffen!“ … Moment, heißt das, man darf nach Lust und Laune jede Sittenwidrigkeit begehen, wenn man als Ausrede die Alkoholisierung vorhält?! o.O

    Noch etwas zu den Eltern … Auf KEINEN Fall darf das Thema Alkohol tabuisiert werden, aus eigener Erfahrung habe ich gelernt, dass „verbotene“ Dinge einen zusätzlichen Reiz haben.
    (Z.B. wird dann aus dem Saufen eine richtige „Mission“ mit Ablenkungsmanöver, heimlichem Alkohol“schmuggel“ aus dem Keller der Eltern und Davonstehlen aus dem Elternhaus um etwa 12°° nachts 😉
    Man sollte die Kinder langsam an das Thema Alkohol heranführen.
    Beispiel: Mein älterer Bruder (20) trinkt schon sehr lange, auf Parties, mit Freunden usw … jedoch hatte er noch nie ein ernsthaftes Problem mit Sucht oder dass er betrunken Autogefahren wäre, eine Alkoholvergiftung hatte o.Ä.
    Der andere, etwas ältere (22 od 23) hat erst sehr sehr wenig Erfahrung mit Alkohol gemacht, kam letztens von einer Abschiedsfeier nach Hause (ist offenbar angetrunken gefahren, wobei ich mir dabei nicht 100% sicher bin) und meinem Vater vor die Füße gekotzt …

    Ich denke, fast KEIN Jugendlicher kommt um den Alkohol herum, jeder wird damit konfrontiert.
    Man sollte dem Kind klar machen, wie wichtig es ist, verantwortungsbewusst mit dem Zeug umzugehen.
    Ansonsten … wenn man ganz am Anfang gleich mal richtig „dicht“ ist, sodass man Dutzende Male kotzt oder sogar ins Krankenhaus muss … dann lässt man das mit dem Alkohol mal schnell wieder bleiben … ich spreche aus Erfahrung 😉

    Liebe Grüße,
    Felix

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