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Aktives Zuhören kann Meinungsverschiedenheiten reduzieren

Meinungsverschiedenheiten in Diskussionen können zu einer Polarisierung führen, wenn sie bei den Gesprächspartnern Abwehrhaltungen hervorrufen. Wenn ein Redner das Wort ergreift, überlegen die Zuhörer oft, wie sie kontern können, aber dieser Prozess führt oft nicht zu einer Entpolarisierung der Einstellungen und kann sogar nach hinten losgehen (Bumerang-Effekt). Was passiert aber bei Meinungsverschiedenheiten, wenn ein Gesprächspartner wirklich auf die Perspektive des anderen eingeht?

Itzchakov et al. (2023) haben untersucht, ob Gesprächspartner, die eine hohe Qualität des Zuhörens (Aufmerksamkeit, Verständnis und positive Absichten) zeigen, sich sozial wohler und verbundener fühlen (positive Resonanz) und ihre Einstellungen weniger defensiv reflektieren (Selbstreflexion). Ach untersuchte, ob dieser Prozess die wahrgenommene Polarisierung (wahrgenommene Einstellungsänderung, wahrgenommene Einstellungsähnlichkeit mit dem Zuhörer) und die tatsächliche Polarisierung (reduzierte Einstellungsextreme) reduziert.

In vier Experimenten wurden schlechtes, mäßiges und gutes Zuhören mit Hilfe einer Videovignette (Studie 1) und Live-Interaktionen (Studien 2-4) manipuliert. Die Ergebnisse unterstützten durchgängig die Forschungshypothesen und ein serielles Mediationsmodell, in dem Zuhören die Depolarisation durch positive Resonanz und nicht-defensive Selbstreflexion beeinflusst. Die meisten Effekte der Zuhörmanipulation auf die wahrgenommene und tatsächliche Depolarisierung konnten durch Indikatoren der Einstellungsstärke, insbesondere Einstellungssicherheit und Einstellungsmoral, verallgemeinert werden. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass qualitativ hochwertiges Zuhören ein wertvolles Instrument zur Überbrückung einstellungsbedingter und ideologischer Gräben sein kann.

Siehe dazu Arten des Zuhörens.

Literatur

Itzchakov, G., Weinstein, N., Leary, M., Saluk, D., & Amar, M. (2023). Listening to understand: The role of high-quality listening on speakers‘ attitude depolarization during disagreements. Journal of personality and social psychology, doi:10.1037/pspa0000366.


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