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Das Lachen von Säuglingen

Bei Säuglingen, jüngeren Babys und nicht-menschlichen Primaten tritt Lachen als Ergebnis von körperlichen Reizen wie Kitzeln auf, bei älteren Menschen entsteht das Lachen zwar auch durch körperliche Stimuli, aber auch durch soziale Interaktionen. Sauter, Kret, Venneker & Evans (2018) haben Aufnahmen des Lachens von Säuglingen und Kindern im Alter von 3 bis 18 Monaten untersucht, wobei die Babys in spielerische Interaktionen verwickelt waren. Die Aufnahmen wurden dann von Zuhörern analysiert, die das Ausmaß bewerteten, in dem das Lachen in jeder Aufnahme beim Ausatmen und beim Einatmen erzeugt wurden. Während die jüngsten Babys sowohl beim Einatmen als auch beim Ausatmen lachen, also genauso wie Primaten, wird bei älteren Babys das Lachen in erster Linie nur beim Ausatmen produziert, wie dies auch bei älteren Kindern und Erwachsenen der Fall ist. Erwachsene Menschen lachen zwar manchmal auch über das Einatmen, aber der Anteil unterscheidet sich deutlich von dem von Kindern und Schimpansen. Die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich um eine allmähliche und nicht um eine plötzliche Verschiebung handelt, wobei dieser Übergang nicht mit bestimmten Entwicklungsstadien verbunden zu sein scheint. Warum Menschen allein unter den Primaten nur beim Ausatmen lachen ist unklar, möglicherweise ist das ein Ergebnis der Stimmkontrolle, die Menschen entwickeln, wenn sie zu sprechen lernen. Möglicherweise kann durch diese Forschung ein Einblick in die Stimmproduktion von Kindern mit Entwicklungsstörungen gefunden werden, denn wenn man weiß, wie sich normal entwickelnde Babys anhören, könnte es interessant sein, gefährdete Säuglinge zu untersuchen, um zu sehen, ob es sehr frühe Anzeichen einer atypischen Entwicklung in ihren nonverbalen Emotionsvokalisationen gibt.
Übrigens: Das gemeinsame Lachen von zwei oder mehr Menschen ermöglicht es Hörern aus verschiedenen Kulturkreisen und Sprachen, die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe schnell zu bewerten. Wie Vouloumanos & Bryant (2019) zeigten, reagieren schon Säuglinge empfindlich auf akustische Informationen beim gemeinsames Lachen zweier Menschen, und sie können Lachen zwischen Freunden und zwischen Fremden unterscheiden. Diese Fähigkeit, akustische Merkmale beim gemeinsamen Lachen von Menschen, das soziale Beziehungen zwischen Individuen aufdeckt, schnell zu bewerten, erscheint somit bereits sehr früh in der  Kindheit von Menschen und könnte das Produkt eines adaptiven Zugehörigkeitserkennungssystems sein, das Sprachmitteilungen analysiert. Offenbar lernen Kinder schon im Alter von wenigen Monaten, subtile akustische Signale richtig zu deuten.
Literatur

Vouloumanos, Athena & Bryant, Gregory A. (2019). Five-month-old infants detect affiliation in colaughter. Scientific Reports, 9, doi:10.1038/s41598-019-38954-4.
Presentation „How do babies laugh?“ von Disa Sauter, Bronwen Evans, Dianne Venneker and Mariska Kret 2017 in SALON A of the Victoria Conference Center in Victoria, British Columbia, Canada.


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