Wie Leidenfrost, Strassnig, Schabmann & Carbon (2009, S. 100) zeigen, sind für Studierende ausreichendes Wissen über universitäre Abläufe sowie die fachliche Organisation und Planung des eigenen Studiums grundlegende Bedürfnisse, um sich im Studium zu orientieren. Beratung und Betreuung durch Lehrende ist dabei in der Regel essentiell. Sie stellen fest, dass Hochschulen mit kontinuierlich wachsenden Studierendenzahlen konfrontiert werden, wodurch sich vor allem bei stark frequentierten Studienfächern höhere Arbeitsbelastungen für das Universitätspersonal ergeben, unter gleichzeitiger Verschlechterung der Betreuungsverhältnisse für Studierende. Folgen der ungünstigen Betreuungsrelation sind verlängerte Studienzeiten sowie vermehrt Studienabbrüche nach durch-schnittlich 7,8 Semestern, wobei gerade diese späten Drop-Outs hohe Kosten verursachen und Studienplätze blockieren. Auf Grund der, sich zunehmend verschlechternden Betreuungsverhältnisse wurde ein vollkommen neues Konzept – Cascadet Blending Mentoring (CBM) – zur Verbesserung der Betreuungsqualität und Qualifizierung von Studienanfängern vorgestellt, indem auf die Unterstützung der Studierenden in der Studieneingangsphase gesetzt wird, ohne zusätzliche Belastung für das wissenschaftliche Personal. Die Schwerpunkte liegen bei Erstsemestrigen-Seminaren, speziellen Tutorien sowie umfangreichen Beratungsprogrammen, wobei MentorInnen ihr Wissen an noch unerfahrene Studierende weitergeben, eine Vorbild- und Beratungsfunktion ausüben und für soziale Integration der Erstsemestrigen sorgen. Grundlage für die Umsetzung des CBM-Programms sind vor allem klare Rahmenbedingungen und Richtlinien, wobei als die drei Eckpfeiler des CBM das kaskadierte System, das Mentoring und das Blended Learning definiert.
Basis der Kaskade stellen Kleingruppen von maximal zehn StudienanfängerInnen dar. Fortge-schrittene Studierende werden zu student mentors ausgebildet und als Ansprechpersonen für die Kleingruppen eingesetzt. Die student mentors werden bei Auftreten von komplexen inhaltlichen oder organisatorischen Fragen von staff mentors, das sind wissenschaftliche MitarbeiterInnen der Fakultät, unterstützt. Mentoring bietet für die Studienanfänger verschiedene Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung und dient als Basis für selbstständige Informationsaneignung. Dabei ist es wichtig, um die StudienanfängerInnen mit der Struktur und Organisation der Universität ausreichend vertraut zu machen, immer den Verweis zu liefern, wie die Informationen auch selbstständig zu finden gewesen wären. Mit Hilfe von Blended Learning, einer Kombination aus Präsenz- und Online-Phasen, werden einerseits wichtige Internet-Kompetenzen von Beginn an gefördert, während andererseits der persönliche Kontakt zu Studienkollegen und -kolleginen zur Förderung des Gruppengefühls und zur Anregung der sozialen Interaktion unterstützt wird. Leidenfrost, Strassnig, Schabmann & Carbon (2009, S. 105) können feststellen, dass sich die Betreuungssituation deutlich verbessert hat. Die StudienanfängerInnen haben das Mentoring-Programm durchwegs sehr positiv bewertet. Für die MentorInnen selbst bietet sich durch das Mentoring die Gelegenheit, sich selbst zu reflektieren, eigene Kompetenzen auszuweiten und zu verbessern. Für die Lehrenden rücken die Lehrinhalte wieder in den Vordergrund ihrer Tätigkeit. Langfristig kann mit Hilfe von „Cascaded Blended Mentoring“ eine Effizienzsteigerung im Studienbetrieb erreicht werden sowie ein Zusammenhang zwischen Studienqualität und Zufriedenheit der Betreuungssituation festgestellt werden. Positive Auswirkungen auf den Studienerfolg können ebenfalls festgestellt werden.
Literatur
Leidenfrost, B. Strassnig, B. Schabmann, A. & Carbon, C. (2009). Verbesserung der Studiensituation für StudienanfängerInnen duch Cascaded Blended Mentoring. Psychologische Rundschau, 60 (2), 99-109.
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