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Zwischen Kindlichkeit und Lebensverweigerung

    Das Peter-Pan-Syndrom beschreibt ein psychologisches Phänomen, bei dem Erwachsene sich der Reife und Verantwortungsübernahme dauerhaft entziehen. Es handelt sich um eine Form emotionaler und sozialer Entwicklungsverzögerung, die sich in Impulsivität, Bindungsangst, Tagträumerei, Lustorientierung und mangelnder Lebensstruktur zeigt. Menschen mit diesen Merkmalen entziehen sich häufig beruflichen und sozialen Verpflichtungen, wirken kreativ und lebensfroh, verursachen jedoch zugleich Konflikte im Umfeld – insbesondere in Partnerschaften, in denen sie oft in eine kindliche Rolle zurückfallen, während die Partnerperson eine überverantwortliche Position einnimmt.

    Ursprünglich populär durch den Familientherapeuten Dan Kiley in den 1980er-Jahren geprägt, umfasst das Konzept Verhaltensmuster wie emotionale Unreife, Verantwortungslosigkeit und eine Flucht in jugendliche Freiheit. Kritik an Kileys Theorie betrifft vor allem seine geschlechtsspezifische Engführung. C.G. Jung hingegen beschrieb mit dem Archetypus des Puer aeternus einen ähnlich gelagerten Typus, deutete diesen jedoch differenzierter – als ambivalente Figur zwischen schöpferischer Rebellion und realitätsflüchtiger Unreife. In der psychoanalytischen Rezeption gilt das Syndrom bis heute nicht als klinische Diagnose, wird aber als Metapher für Infantilismus und narzisstische Tendenzen genutzt. Die Lebensführung betroffener München ist oft von ständiger Reizsuche, Prokrastination und Unzuverlässigkeit geprägt. Berufliche Stabilität, soziale Verbindlichkeit und Selbstreflexion fehlen häufig, sodass Konflikte im Arbeitsumfeld und Beziehungsleben die Folge sind, mitunter begleitet von Einsamkeit und innerer Leere.

    Der Weg aus dem „Niemandsland“ – wie Psychologen das psychische Verharren im unreifen Zustand bezeichnen – beginnt meist erst mit wiederholtem Scheitern, etwa durch Trennungen oder Kündigungen, und erfordert eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und verdrängten kindlichen Prägungen. Das literarische Motiv des Peter Pan, der nie erwachsen werden will, dient dabei als kulturell wirksames Symbol für diesen Persönlichkeitstypus.

    Literatur

    Barrie, J. M. (1911). Peter and Wendy. Hodder & Stoughton.
    Jung, C. G. (2003). Der Archetypus des Puer aeternus. Walter Verlag.
    Kiley, D. (1983). Men who have never grown up. Dodd, Mead & Company.
    Kiley, D. (1984). The Wendy dilemma: When women stop mothering their men. Dodd, Mead & Company.
    Stangl, W. (2025, 4. Juni). Peter-Pan-Syndrom. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.

    Peter-Pan-Syndrom


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