Schuld- und Schamgefühle sind tiefgreifende Emotionen, die sowohl im Alltag als auch im Kontext psychischer Erkrankungen eine bedeutende Rolle spielen. Schuld entsteht häufig, wenn man glaubt, gegen eigene Werte oder gesellschaftliche Erwartungen verstoßen zu haben, während Scham das Gefühl betrifft, als Person versagt zu haben. Diese Unterscheidung ist entscheidend für den Umgang mit diesen Gefühlen.
Fehler sind ein natürlicher Bestandteil der persönlichen Entwicklung. Anstatt sich in Selbstvorwürfen zu verlieren, ist es hilfreicher, Fehler einzugestehen und daraus zu lernen. Ein Perspektivwechsel, wie die Frage, ob man mit einer guten Freundin ebenso hart ins Gericht gehen würde wie mit sich selbst, kann dabei unterstützend wirken. Reflexion, offene Kommunikation und Mitgefühl sind Schlüsselkompetenzen im Umgang mit Fehlern. Offen über Missgeschicke zu sprechen, kann entlasten und Schamgefühle schwächen. Die Frage „Was kann ich künftig anders machen?“ lenkt den Blick nach vorn und ermöglicht neue Handlungsspielräume.
Extreme Schuld- und Schamgefühle können auch Symptome oder Begleiterscheinungen bei psychischen Erkrankungen sein. Besonders stark ausgeprägt sind diese Emotionen unter anderem bei der Posttraumatischen Belastungsstörung, etwa in Form von Überlebensschuld oder des irrtümlichen Gefühls, für erlittene Gewalt selbst verantwortlich zu sein. Auch Menschen mit Essstörungen erleben oft intensive Scham bezüglich ihres Körpers oder ihres Essverhaltens sowie Schuldgefühle nach Essanfällen oder dem Verstoß gegen eigene Ernährungsregeln. Bei einer sozialen Phobie dominiert meist die Angst, sich in Gesellschaft zu blamieren, begleitet von Schuldgefühlen, wenn das vermeintlich passiert ist. In solchen Fällen kann eine Psychotherapie helfen, ein gesundes Maß an Schuld- und Schamgefühlen zu entwickeln und den ausgeprägten Leidensdruck zu reduzieren.
Für eine vertiefende Auseinandersetzung mit dem Thema bieten Lammers und Ohls (2017) in ihrem Selbsthilfebuch „Mit Schuld, Scham und Methode“ praktische Übungen und Fallbeispiele an, um Betroffenen zu helfen, ihre Schuld- und Schamgefühle zu verstehen und konstruktiv zu bewältigen.
Literatur
Lammers, M. & Ohls, I. (2017). Mit Schuld, Scham und Methode: Ein Selbsthilfebuch. BALANCE buch + medien verlag.
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