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Wie man der Informationsflut entgehen kann: das kritische Ignorieren

Minderwertige und irreführende Online-Informationen ziehen die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich, indem sie häufig Neugier, Empörung oder Wut hervorrufen. Um bestimmten Arten von Informationen und Akteuren im Internet zu widerstehen, müssen die Menschen neue mentale Gewohnheiten annehmen, die ihnen helfen kann, sich nicht von aufmerksamkeitsheischenden und potenziell schädlichen Inhalten verführen zu lassen. Und dieser Informationsflut zu entgehen, empfehlen Kozyreva et al. (2022) eine Strategie des kritischen Ignorierens, wobei es einige einfache Techniken gibt, mit denen man seinen Konsum von Informationen steuern kann. Man untersuchte daher drei Arten von kognitiven Strategien zur Umsetzung des kritischen Ignorierens:

  • die Selbstkontrolle, bei der man Verlockungen ignoriert, indem man sie aus seinem digitalen Umfeld entfernt,
  • das Querlesen, bei dem man Informationen überprüft, indem man die Quelle verlässt und ihre Glaubwürdigkeit an anderer Stelle im Internet überprüft, und
  • die Heuristik „Do-not-feed-the-trolls“, die einem rät, bösartige Akteure nicht mit Aufmerksamkeit zu belohnen.

Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren sollten diese Strategien zur Umsetzung des kritischen Ignorierens Teil der Lehrpläne für die digitale Informationskompetenz sein, wobei sie Vermittlung der Kompetenz des kritischen Ignorierens einen Paradigmenwechsel im Denken der Pädagogen erfordert, weg von der ausschließlichen Konzentration auf die Macht und das Versprechen, aufmerksam zu sein, hin zu einer zusätzlichen Betonung der Macht des Ignorierens. Die Ermutigung von Schülern bzw. Schülerinnen und anderen Online-Nutzern und -Nutzerinnen zum kritischen Ignorieren könnte diese befähigen, sich vor den Auswüchsen, Fallen und Informationsstörungen der heutigen Aufmerksamkeitsökonomie zu schützen.

Erregt also eine Information etwa im Internet Aufmerksamkeit und Interesse, empfiehlt sich zuerst eine Kritik der Quelle vor dessen Beachtung, denn wer zuerst etwa liest und erst danach kritisch überprüft, hat die möglicherweise unsinnige Informationen schon aufgenommen, bevor er sie wieder loswerden kann. Neben Zeit kostet es auch fundierte Expertise, um Informationen zu überprüfen,, wobei nurwenige Menschen über ein solches Fachwissen verfügen, sodass sich sehr oft falsche Bausteine in das Bild eines Phänomens eines Menschen einfügen. Man sollte also zuvor die Suchmaschinen bemühen, bevor man sich auf eine neue Information einlässt, denn meist ist schon in kurzer Zeit klar, wer mit welchen Interessen hinter der Aussage steckt und wie qualifiziert sowohl Quelle als auch Autor sind.

Literatur

Kozyreva, Anastasia, Wineburg, Sam, Lewandowsky, Stephan & Hertwig, Ralph (2022). Critical Ignoring as a Core Competence for Digital Citizens. Current Directions in Psychological Science, doi:10.1177/09637214221121570.


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