Große Gehirne und geschickte Hände gelten als zentrale Merkmale der menschlichen Evolution, die entscheidend für die Entwicklung von Technologie, Kultur und die Besiedlung verschiedenster Umgebungen waren. Obwohl bereits vermutet wurde, dass Hände und Gehirne sich gemeinsam entwickelt haben, fehlten bislang eindeutige Beweise. Eine Studie von Baker, Barton und Venditti (2025) bestätigt nun einen signifikanten Zusammenhang zwischen relativ längeren Daumen – einem entscheidenden Merkmal für den Präzisionsgriff – und größeren Gehirnen bei 95 fossilen und heute lebenden Primatenarten.
Mithilfe phylogenetischer Analysen konnten die Forscher zeigen, dass die meisten Homininen, einschließlich des Homo sapiens, einzigartig lange Daumen besitzen. Dennoch passen sie, ebenso wie andere Werkzeug nutzende Primaten, in die breitere Beziehung zwischen Daumenlänge und Gehirngröße. Überraschenderweise fanden die Wissenschaftler keinen Zusammenhang mit der Größe des Kleinhirns, wohl aber eine starke Korrelation mit der Größe des Neocortex. Dies deutet darauf hin, dass die Gehirnentwicklung in erster Linie die motorischen und parietalen Kortexbereiche betraf, die für die sensomotorischen Fähigkeiten der Feinmanipulation unerlässlich sind.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung unterstreichen die wichtige Rolle der manuellen Geschicklichkeit in der Gehirnevolution und verdeutlichen, wie eng neuronale und körperliche Anpassungen in der Primatenevolution miteinander verbunden sind.
Literatur
Baker, J., Barton, R. A., & Venditti, C. (2025). Human dexterity and brains evolved hand in hand. Communications Biology, 8(1), 1257.
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