In der „eSTUDY – eLearning im Studium: Wie beurteilen und nutzen Studierende eLearning“ hat die Arbeitsgruppe Pädagogische Psychologie (Universität Graz) den tertiären Bildungsbereich (2196 Studierende von Fachhochschulen und Universitäten) hinsichtlich folgende Fragen untersucht:
- Wie beurteilen Studierende eLearning im Vergleich zur Präsenzlehre?
- Was macht Lernqualität im eLearning aus?
- Wie nutzen Studierende eLearning und wie gestalten sie ihre Lernprozesse im Vergleich zur Präsenzlehre?
- Welchen Einfluss haben individuelle Voraussetzungen der Studierenden sowie die Rahmenbedingungen einer Bildungsinstitution und eines Studienangebotes auf die Beurteilung und Nutzung von eLearning?
Einige der erhobenen Daten haben aber geringe Aussagekraft, da ein Großteil der Studierenden z-B- nicht über den Typ der besuchten Lehrveranstaltung Bescheid wusste oder die Begriffe Magister-, Master- und Diplomstudium, die von den Studierenden nicht differenziert werden können. Es mach darüber hinaus einen Unterschied, ob eLearning-Elemente nur ergänzend zum traditionellen Unterricht angeboten werden oder ob das Lernen ausschließlich mit PC und Internet stattfindet. Auch der Lehrveranstaltungstyp und damit verbunden die Lehrveranstaltungsgröße haben einen Einfluss auf die Gestaltung und Bewertung von eLearning.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Studierenden im Qualitätsfeld ‚Kommunikation und Kooperation’ im Vergleich zu den anderen Qualitätsfeldern die schlechtesten Erfahrungen gemacht haben. Nach Angaben von Lehrenden stehen auf einigen Lernplattformen überhaupt keine direkten Kommunikationstools wie z.B. Foren zur Verfügung. Es gibt zwar die Möglichkeit, den/die Lehrende/n via e-Mail zu kontaktieren, aber eigentlich keine Möglichkeiten, andere Lernende kennenzulernen oder zu kontaktieren. Bei anderen Lernplattformen stehen entsprechende Kommunikationstools zur Verfügung. Allerdings wird von den Lehrenden angemerkt, dass zahlreiche Studierende nicht wüssten, wie mit diesen Tools umgegangen werden muss. Die Benutzeroberflächen der Foren und Chats seien den Studierenden zu wenig vertraut und es bestünde Scheu, sich an einer Diskussion zu beteiligen. Weiters besteht ein Problem darin, dass vorhandene Foren nur genutzt werden, wenn die Diskussionen durch die/den Lehrende/n moderiert und angeleitet werden. Dies wiederum ist mit relativ großer Mühe und Zeitaufwand verbunden, die in der Regel in keiner Relation zum erzielten Gewinn stehen.
Das ‚Didaktische Design’ medienbasierter Lehre wird von den Studierenden durchwegs positiv bewertet. Die Bereitstellung vielfältiger Kommunikationsangebote, wodurch ein schnellerer Austausch von Information und Wissen gefördert wird, strukturierte Lernmaterialien sowie die Flexibilität hinsichtlich Lernzeit und Lernort stellen bereits durchaus übliche Charakteristika medienbasierter Lehre dar. Verbesserungsbedarf besteht hinsichtlich vollständiger und aktueller Lernunterlagen sowie einer klaren Strukturierung der gesamten Lehrveranstaltung und der Lernmaterialien.
Die Erfahrungen der Studierenden verdeutlichen, dass die Betreuung durch die Lehrperson im Vergleich zu den anderen Qualitätsfeldern in medienbasierten Veranstaltungen am positivsten erlebt wird. Vor allem die gute Erreichbarkeit der Lehrperson, die durch Kommunikationsangebote über Neue Medien verbessert wird, ist großteils in eLearning-Veranstaltungen gegeben. Gleichzeitig steht die ‚Tutorielle Betreuung’ in Bezug auf die Wichtigkeit aus Sicht der Studierenden an erster Stelle. WIchtig ist eine Ansprechperson, die gut erreichbar ist, zeitnahe Rückmeldungen gibt und den Studierenden im Lernprozess beratend und unterstützend zur Seite steht.
Im Bereich ‚Kommunikation und Kooperation’ mit KommilitonInnen bestehen merkliche Diskrepanzen zwischen dem, was angeboten wird und dem, was Studierende wollen. Auch wird die Gruppenarbeit mit und der persönliche Kontakt zu anderen KursTeilnehmer und Teilnehmerinnen zu wenig geförder, wobei zu wenig persönlicher Kontakt und das Fehlen persönlicher Informationen z.B. aus
Mimik oder Stimme des Gegenübers die Kommunikation und Kooperation erschweren.
Die Flexibilisierung des Lernprozesses durch Selbsbestimmung von Lernweg, Lernstrategien und Lerntempo ist vielfach möglich, die Studierenden wünschen sich aber, ihre Lernprozesse in noch stärkerem Ausmaß selbst zu steuern. Ein Defizit besteht im Fehlen von Möglichkeiten zur Überprüfung der eigenen Lernfortschritte und in den Schwierigkeiten der Studierenden, sich selbst zu motivieren. Als Empfehlung kann daher gegeben werden, Lernfortschrittskontrollen, Übungen etc. in die Lehrveranstaltung zu integrieren um die Motivation zum Lernen aufzubauen und zu erhalten. Online-Materialien, die zeit- und ortsunabhängiges Lernen und Arbeiten ermöglichen, die Flexibilisierung des Lernprozesses sowie Lernfortschrittskontrollen, die die Fähigkeit zum selbstständigen Lernen und Arbeiten fördern, sind zwar wesentliche Vorteile medienbasierter Lehre, doch der persönliche Kontakt zur Lehrperson und zu anderen Studierenden sowie das gemeinsame Arbeiten in der Gruppe sollten aber für eine erfolgreiche Lehrveranstaltung erhalten bleiben.
Im Bakkalaureatsstudium werden bessere Erfahrungen mit medienbasierter Lehre gemacht als im Diplom- bzw. Magisterstudium, da vermutlich das Bakkalaureatsstudium, da es eine sehr junge Studienform ist, im Sinn einer Verbesserung der Studienqualität sehr sorgfältig geplant und umgesetzt worden ist.
Die klare Strukturierung der Lehrveranstaltung und des Lernmaterials ist die wichtigste Voraussetzung für Spaß in einer Lehrveranstaltung. Auch die Lehrperson stellt eine wichtige Einflussgröße dar. Sie soll einerseits über die Qualifikation für die Gestaltung medienbasierter Lehre verfügen und andererseits den Studierenden im Lernprozess unterstützend und beratend zur Seite stehen. Schwierigkeiten der Studierenden, sich selbst zu motivieren, müssen nach Möglichkeit erkannt und behoben werden. Auch zu großer Aufwand einer Lehrveranstaltung sollte möglichst vermieden werden.
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