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Werkzeuggebrauch bei Tieren

Das kreative Nutzen von auf bestimmte Probleme angepassten Werkzeugen, ohne den Einfluss von angeboren Verhaltensmustern oder Prädispositionen, kann wichtige Informationen über zielgerichtetes Handeln beiTieren beinhalten. Einen solchen Werkzeuggebrauch hat man bereits bei vielen Primaten zeigen können, so etwa bei Schimpansen, die verschiedene Stöcke zu einem Termitenbau mitnehmen und diese angemessen nutzen. Bei Nicht-Primaten ist es aber schwierig, solche Ereignisse zu identifizieren da diese extrem selten, oft nur anekdotisch und normalerweise schwer von angeborenen Verhaltensroutinen zu trennen sind. Obwohl solche Beispiele schon bei Krähen beschrieben wurden, kann man aber den Effekt einer Prädisposition durch angeborenen Nestbau und Werkzeugbau auf das beobachtete Verhalten nicht einschätzen.

Eine Studie von Laumer et al. (2021) hatte aber schon gezeigt, dass Kakadus in freier Wildbahn wesentlich intelligenter sind, als bisher angenommen. Die Forscher fanden heraus, dass die Vögel in der Lage sind, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu lösen und komplexe Probleme zu lösen. Die Studie untersuchte dabei das Verhalten von Wildkakadus in ihrem natürlichen Lebensraum und stellte fest, dass die Vögel in der Lage sind, mehrere Gegenstände gleichzeitig zu beobachten und zu manipulieren. In einem Versuch versperrte man den Vögeln mit einer Folie den Zugang zu einer weit hinten in einer Box liegenden Nuss und stellte ihnen zwei Werkzeuge zur Verfügung: einen kurzen, spitzen Stock, um die Folie zu zerreißen, und einen langen, flexiblen Stock, um die Nuss zu erreichen. So wollte man prüfen, ob die Kakadus den Nutzen eines Werkzeugsets selbst wahrnehmen können. Es zeigte sich dass die Kaktus diese Aufgabe mit großer Leichtigkeit lösten.

Um zu prüfen, ob der Einsatz des Werkzeugsets nur das Ergebnis einer erlernten Abfolge von Handlungen war, oder die Vögel ein inneres Abbild, also eine mentale Repräsentation der beiden Werkzeuge als Set hatten, führte man ein weiteres Experiment durch: Die Tiere erhielten nach dem Zufallsprinzip abwechselnd Zugang zu zwei verschiedenen Boxen, von denen eine mit einer Folie bedeckt war, eine andere ohne Folie, d. h., je nach Problem wurde einmal das ganze Werkzeugset benötigt, das andere Mal reichte der lange Stock. Auch hier schnitten die Kakadus hervorragend ab, wobei die Tiere vor dem Einsatz des ersten Werkzeugs öfters zwischen beiden Instrumenten hin und her wechselten, wodurch sich ihre Leistung nach diesem Hin-und her-Wechseln verbesserte, denn die Wahrscheinlichkeit, das richtige Werkzeug zu wählen, war nach wiederholtem Wechseln höher.

Diese Ergebnisse stellen einen wichtigen Beitrag zur Verständnis des intelligenten Verhaltens von Wildvögeln dar und können dazu beitragen, dass Kakadus und andere Wildvögel besser geschützt werden.

Literatur

Laumer, I. B., Massen, J. J. M., Boehm, P. M., Boehm, A., Geisler, A. & Auersperg, A. M. I. (2021). Individual Goffin´s cockatoos (Cacatua goffiniana) show flexible targeted helping in a tool transfer task. Public Library of Science, 16, doi:10.1371/journal.pone.0253416.
https://www.vetmeduni.ac.at/universitaet/infoservice/presseinformationen/presseinformationen-2023/flexibler-transport-von-werkzeugsets-bei-goffin-kakadus (23-02-10)


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