In der Biologie wird unter Reifung die gengesteuerte Entfaltung der biologischen Strukturen und Funktionen verstanden. Die Entfaltung setzt spezifische innere und äußere Entwicklungskontexte voraus.
In der Entwicklungspsychologie werden beobachtete Veränderungen auf Reifung zurückgeführt, wenn sie universell in einer Altersperiode und ohne Lernen in einem weiteren Sinn auftreten. Säuglinge werden bereits mit einem umfangreichen Verhaltensrepertoire geboren, dessen Erwerb nicht auf Lernen zurückgeführt werden kann. Alle gesunden Kinder können um den 12./13. Lebensmonat laufen, und bilden Zwei-Wort-Sätze um den 18. Lebensmonat. Wir kennen bis heute noch keinen Weg, den Erwerb dieser Kompetenz deutlich vorzulegen, und jede für die Spezies homo sapiens normale, also nicht deprivierte, Umwelt reicht für ihre Entwicklung aus.
Reifung wurde in der Entwicklungspsychologie negativ definiert: nämlich las jener Prozess, der anzunehmen ist, wenn Erwerbungen nicht auf Erfahrung, Übung, Erziehung, Sozialisation oder gedankliche Erkenntnisgewinnung zurückgeführt werden können. Aus dieser negativen Definition ergeben sich Methoden des „Nachweises“ von Reichung. Wenn Erfahrungs-, Übungs- und Lernmöglichkeiten fehlen oder ausgeschaltet sind und trotzdem keine deutliche Verzögerung im Erwerb einer Funktion eintritt, greifen wir auf das Erklärungskonstrukt „Reifung““ zurück, ohne dass damit schon geklärt wäre, was diese Reifungsprozesse im Einzelnen sind, wie sie gesteuert werden, ob und welche Entwicklungsbedingungen gegeben sein müssen.“
Quelle: Oerter; Montana (Hrsg.): Entwicklungspsychologie. Weinheim, Basel, Berlin. 5. vollständig überarbeitete Auflage, 2002. (S.34, S.147,S.162)
Siehe dazu auch http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Praegung.shtml
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