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Was ist Glaubwürdigkeit?

    Glaubwürdigkeit bezeichnet in der Psychologie das subjektive Urteil darüber, inwieweit eine Person, Aussage oder Informationsquelle als vertrauenswürdig, wahrheitsgemäß und zuverlässig wahrgenommen wird. Dieser multidimensionale Begriff umfasst die Bewertung der Kompetenz, Integrität und Konsistenz eines Kommunikators. Im Gegensatz zur Glaubhaftigkeit, die sich primär auf den inhaltlichen Wahrheitsgehalt einer Aussage bezieht, ist Glaubwürdigkeit stark an die Person des Senders geknüpft – etwa durch deren Expertise, Sympathie oder Reputation.

    Der psychologische Prozess der Glaubwürdigkeitsattribution beschreibt, wie Rezipienten anhand von Indizien wie nonverbalen Signalen (z. B. Augenkontakt, Stimmlage) oder argumentativer Kohärenz implizite Schlüsse ziehen.

    Ein klassisches Beispiel stammt aus der Aussagepsychologie, denn bei Zeugenaussagen vor Gericht wird die Glaubwürdigkeit weniger durch juristische Fakten als durch subjektive Faktoren wie emotionale Authentizität oder Detailreichtum bestimmt, was zu Fehleinschätzungen führen kann. In der Wirtschaftspsychologie beeinflusst Glaubwürdigkeit etwa Werbekommunikation – ein Arzt in einer Arzneimittelwerbung wirkt glaubwürdiger als ein Schauspieler, selbst bei identischem Skript. Entscheidend ist hier die wahrgenommene Übereinstimmung zwischen Aussage und vermuteten Interessen des Senders; eine Bank, die transparent über Risiken informiert, gilt als glaubwürdiger als eine, die nur Vorteile betont.

    Kulturelle und situative Faktoren modulieren diesen Effekt, denn während in individualistischen Kulturen Fachkompetenz prioritär ist, gewichten kollektivistische Kulturen stärker Beziehungsaspekte wie Vertrauensvorschuss. Paradoxerweise kann übertriebene Perfektion wie eine fehlerfreie Präsentation die Glaubwürdigkeit der Aussage mindern, da kleine Unstimmigkeiten als Authentizitätsindikatoren interpretiert werden.


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