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Was ist eigentlich der doorway effect?

Der „doorway effect“ ist ein faszinierendes Phänomen, das Einblicke in die Funktionsweise unseres Gedächtnisses gibt. Dieses Phänomen zeigt, dass unser Gehirn Ereignisse nicht wie eine lineare Abfolge von Momenten speichert, sondern eher in abgeschlossenen, episodischen Einheiten. Wenn wir eine Türschwelle übertreten, markiert dies für unser Gehirn oft den Übergang zwischen zwei solcher Episoden. Dadurch wird das, was wir zuvor getan oder geplant hatten, schnell aus unserem Kurzzeitgedächtnis verdrängt. Man vermutet, dass dieser Effekt darauf zurückzuführen ist, dass unser Gehirn beim Betreten eines neuen Raumes oder beim Wechsel zwischen Tätigkeiten einen „mentalen Neustart“ vornimmt, um sich auf die neue Umgebung oder Aufgabe zu konzentrieren. Interessanterweise zeigt sich der „doorway effect“ nicht bei allen Menschen in gleichem Maße. Manche Personen scheinen über Strategien zu verfügen, die es ihnen ermöglichen, den Verlust von Informationen beim Überschreiten einer Schwelle zu verhindern. Möglicherweise nutzen sie bewusst Merkzettel oder versuchen, ihre Gedanken und Pläne stärker zu verankern, bevor sie einen Raum verlassen.

Darüber hinaus gibt es auch Fälle, in denen der „doorway effect“ sogar von Vorteil sein kann. Wenn wir eine unangenehme Situation hinter uns lassen und in einen neuen Raum wechseln, kann das Vergessen des Vorherigen uns dabei helfen, uns auf die neue Umgebung und Aufgabe zu konzentrieren und die belastenden Erinnerungen loszulassen. Insgesamt gibt der „doorway effect“ Aufschluss darüber, wie unser Gehirn Informationen verarbeitet und speichert. Er zeigt, dass unser Gedächtnis nicht einfach eine lineare Aufzeichnung unserer Erfahrungen ist, sondern ein komplexes System, das ständig versucht, die relevanten Informationen für die aktuelle Situation bereitzustellen. Dieses Verständnis kann uns dabei helfen, unsere Aufmerksamkeit und unser Gedächtnis gezielter einzusetzen und uns im Alltag besser zu organisieren.

Der „doorway effect“ ist ein weit verbreitetes Phänomen, das insbesondere im Alter häufiger auftritt. Wenn ältere Menschen einen Raum betreten und sich dann nicht mehr erinnern können, was sie dort eigentlich tun wollten, liegt das oft daran, dass der Übergang zwischen den Räumen das Gehirn kurzzeitig „verwirrt“ und den Arbeitsspeicher leert. Dieser Effekt ist ein normaler Vorgang und muss nicht zwangsläufig auf eine ernsthafte Gedächtnisstörung hinweisen. Allerdings kann er in manchen Fällen auch ein frühes Anzeichen für kognitive Beeinträchtigungen sein, etwa im Rahmen von Demenzerkrankungen. Daher ist es wichtig, solche Symptome genauer zu beobachten und gegebenenfalls ärztlich abklären zu lassen. Bildgebende Verfahren wie die Computertomographie können dann Aufschluss darüber geben, ob organische Ursachen für die Gedächtnisprobleme vorliegen. Insgesamt ist der „doorway effect“ also ein weit verbreitetes Phänomen, das nicht per se besorgniserregend ist, aber in bestimmten Fällen durchaus Anlass zur genaueren Untersuchung geben kann. Mit zunehmendem Alter sollte man solche Gedächtnislücken daher im Blick behalten und im Zweifelsfall Rücksprache mit einem Arzt halten.

Wissenschaftliche Anmerkung: Ähnlich wie beim Zeigarnik-Effekt zieht das Gehirn vermutlich einen Schlussstrich unter die erledigte Aufgabe. Der von Bluma Zeigarnik (1900-1988) beschriebene Zeigarnik-Effekt beschreibt, dass unerledigte Handlungen besser in der Erinnerung des Menschen gespeichert werden als erledigte.

Literatur

Radvansky, Gabriel A., Krawietz, Sabine A. & Tamplin, Andrea K. (2011). Walking through doorways causes forgetting: Further explorations. The Quarterly Journal of Experimental Psychology, 64, 1632-1645.

Stangl, W. (2012, 27. M ärz). Tür-Effekt. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.

Tür-Effekt


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