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Wann Kinder die Syntax eine Sprache erlernen

Die Grammatik einer Sprache ist essenziell für die sprachliche Verständigung, denn einzelne Wörter tragen zwar die Bedeutung eines Satzes, aber erst die Grammatik setzt die Wörter in Beziehung zueinander und an ihren richtigen Platz. In den ersten Lebensjahren lernen Kinder die wichtigsten Aspekte ihrer Muttersprache, doch die Fähigkeit zur Verarbeitung komplexer Satzstrukturen, eine zentrale Fähigkeit der menschlichen Sprache, die als Syntax bezeichnet wird, entwickelt sich jedoch nur langsam. Kinder müssen diese Regeln erst lernen und meistern diese Aufgabe aber in der Regel, ohne dass diese ihnen jemand explizit erklärt, denn bis zu ihrem dritten Geburtstag können Kinder zwar schon einfachere Regeln anwenden, aber erst ab dem vierten Lebensjahr beginnen sie, auch kompliziertere Sätze zu verstehen und zu produzieren. Dieser Meilenstein im Syntaxerwerb wird also erst etwa im Alter von vier Jahren erreicht, wenn Kinder eine Vielzahl von syntaktischen Konzepten lernen.

Klein et al. (2022) haben jüngst untersucht, welche Reifungsveränderungen im kindlichen Gehirn der Entwicklung der syntaktisch komplexen Satzverarbeitung in diesem kritischen Alter zugrunde liegen. Bei Erwachsenen wurde bereits mehrfach gezeigt, dass in einem Sprachnetzwerk verschiedene Hirnareale zusammenarbeiten, um Sprachverständnis und -produktion zu ermöglichen. Man setzte in der Untersuchung von Klein et al. (2022) daher Marker der kortikalen Hirnreifung in Beziehung zur Satzverarbeitung von 3- und 4-Jährigen im Gegensatz zu anderen sprachlichen Fähigkeiten.

Die Ergebnisse zeigten, dass unterschiedliche kortikale Hirnareale die Satzverarbeitung in den beiden Altersgruppen unterstützen, wobei die Fähigkeit zur Satzproduktion bei 3-Jährigen mit einer vergrößerten Oberfläche im hintersten Teil des linken superioren temporalen Sulcus verbunden war, während bei 4-Jährigen ein Zusammenhang mit der kortikalen Dicke im linken hinteren Teil des Broca-Areals bestand. Die Reifung dieser spezifischen Hirnregion, die als Kernregion für Grammatik gilt, hing also mit der Grammatikfähigkeiten der vierjährigen Kinder zusammen, nicht aber mit den Fähigkeiten der Dreijährigen. Diese Ergebnisse deuten also darauf hin, dass dieser Meilenstein im Spracherwerb erst durch die Unterstützung des Broca-Areals bei der Verarbeitung komplexer Grammatik ermöglicht wird. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Fähigkeiten zur Satzverarbeitung bei 3-Jährigen im Vergleich zu 4-Jährigen von der Reifung verschiedener kortikaler Regionen abhängen, wobei die beobachtete Verschiebung hin zu reiferen Regionen, die an der Verarbeitung syntaktisch komplexer Sätze beteiligt sind, dem Verhaltensmeilenstein beim Syntaxerwerb im Alter von etwa 4 Jahren zugrunde liegen könnte. Diese Befunde liefern daher neue Einblicke in die neuronalen Prozesse, die zu einer erfolgreichen Sprachentwicklung beitragen, was auch ein besseres Verständnis für Entwicklungsverzögerungen oder sogar Störungen im Spracherwerb ermöglichen könnte.

Literatur

Klein, Cheslie C., Berger, Philipp, Goucha, Tomás, Friederici, Angela D. & Grosse Wiesmann, Charlotte (2022). Children’s syntax is supported by the maturation of BA44 at 4 years, but of the posterior STS at 3 years of age. Cerebral Cortex, doi:10.1093/cercor/bhac430.


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