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Virtual Reality-Brille im psychologischen Experiment

Psychologen der Universität Osnabrück untersuchen derzeit, ob man Versuchspersonen mittels Virtual Reality-Brille in täuschend echte Situationen hineinversetzen kann. Man will dabei herausfinden, ob die virtuellen Erfahrungen vom Gehirn wie reale Ereignisse verarbeitet werden. Ist dies der Fall, könnten man mit der Virtual Reality-Technologie einen höheren Grad an Wirklichkeitsnähe erreichen, als es bei psychologischen Experimenten normalerweise der Fall ist.

Zahlreiche Experimente in der Psychologie stützen sich auf Bilder oder Videos, die beim Betrachter bestimmte zu untersuchende Reaktionen hervorrufen sollen, wobei der Nachteil dieser Methode jedoch ist, dass das Betrachten von Videos kaum etwas mit unmittelbarer Erfahrung gemein hat. Ob man sich einen Film ansieht, in dem die Kamera vom Rand eines Dreimeterbrettes hinabblickt oder man selbst an der Spitze des Dreimeterbrettes steht, sind zwei verschiedene Dinge. Die physiologischen Reaktionen der Personen mit Virtual Reality-Brille fielen bei Vergleichen signifikant intensiver aus, als bei der Vergleichsgruppe, die nur Filme oder Bilder betrachtete. Auch hinterlassen die Erfahrungen in der virtuellen Realität tiefere Spuren im Gedächtnis, denn in einem Experiment, in dem Probanden auf eine virtuelle Motorradfahrt mitgenommen wurden, konnten sie sich viel detaillierter an die Rundfahrt erinnern als jene, die sich diese Motorradfahrt nur auf einem Bildschirm angesehen hatten. Offenbar werden die VR-Erfahrungen wie echte, reale Erlebnisse im sogenannten autobiografischen Gedächtnis gespeichert, während das Gehirn Erinnerungen an Bilder und Video-Aufnahmen eher oberflächlich im episodischen Gedächtnis ablegt.

Virtuelle Erfahrungen haben daher wie reale Erfahrungen eine hohe Selbstrelevanz, denn etwa Nashörner im Film zu sehen ist etwas anderes als das Gefühl, man muss nur die Hand ausstrecken, um diese zu berühren. Solch ein Erlebnis verarbeitet das Gehirn wie ein biographisches Ereignis und verknüpft es beim Abspeichern mit anderen Erfahrungen.


Kurioses zu VR-Brillen

Im Ort Krasnogorsk im Nordwesten von Moskau testen Landwirte, Veterinärmediziner und Wissenschafter gerade ein Virtual Reality-Brillen-System für Kühe, denn damit sollen die Tiere entspannter werden und in weiterer Folge mehr Milch geben. Über für Rinder entwickelte VR-Brillen werden den Tieren auch im russischen Winter saftige Grüne Weiden vorgespiegelt. Experten stellten angeblich fest, dass die Angst abnahm und sich die allgemeine emotionale Stimmung in der Herde während des VR-Experiments verbesserte. Zusätzlich spielen die Landwirte auch klassische Musik, die ebenfalls eine positive Wirkung auf den Milchfluss haben soll – siehe der Mozart-Effekt 😉

In Deutschland, verfolgt man übrigens einen umgekehrten Ansatz, denn dort können Menschen über Virtual Reality-Brillen die Welt aus Kuh-Sicht sehen. Die Sehkraft einer Kuh entspricht nur etwa dreißig Prozent der eines Menschen, das Sichtfeld liegt bei 330 Grad und Unterschiede zwischen Hell und Dunkel nehmen Kühe extremer wahr, denn ihre Augen brauchen länger, um sich neuen Lichtverhältnissen anzupassen. Dadurch soll es Bauern ermöglicht werden, ihre Rinder besser zu verstehen und dann Stressfaktoren abzubauen und damit das Tierwohl zu verbessern. Dazu fällt einem nur eines ein: „Muh!


Literatur

Schöne, B., Wessels, M. & Gruber, T. (2017). Experiences in Virtual Reality: a Window to Autobiographical Memory. Current Psychology, doi:10.1007/s12144-017-9648-y.
https://www.derbrutkasten.com/russlland-kuehe-virtual-reality-brillen/ (19-11-27)


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