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Viele Zwangsneurosen werden in der analen Phase grundgelegt

Geiz ist ja eines der verlässlichsten Anzeichen tiefen Unglücklichseins.
Franz Kafka

Viele Zwangsneurosen haben ihren Ursprung in der analen Phase, wobei Störungen in der analen Phase zu gestörten Beziehungen in Form von Geiz oder Verschwendungssucht, chaotischem Verhalten oder übertriebener Ordnungsliebe führen können. Es gibt in der Psychoanalyse den analen Charakter, also einen Menschen, der überkontrolliert ist, zu fixen Ideen neigt, sich wenig anpassen kann und immer recht haben muss.

Freud ist der Ansicht, dass das Kind ab dem 2. Lebensjahr den Darmausgang als wichtigste erogene Zone erlebt, denn es kann seit einiger Zeit auf dem Töpfchen sitzen. Das Kind ist nun zunehmend in der Lage, die Darmentleerung willentlich zu steuern, d.h., entweder zurückzuhalten oder loszulassen, was ihm offensichtlich eine neue Form des Lustgewinns ermöglicht. Kinder dieses Alters benutzen ihren Kot mit Lust als Modelliermasse, bemalen damit die Umgebung und es wird nicht selten davon gekostet.

Freud erkennt in diesem körperlichen Vorgang ein Grundmodell einer allgemeinen Lebensperspektive, nämlich der Modalität des Besitzens und Hergebens. Menschen sind wie alle anderen Lebewesen dazu verurteilt, etwas aufzunehmen und einzuverleiben, womit auch die Aufgabe verbunden ist, zu entscheiden, was und wieviel behalten und wieviel ausgeschieden bzw. losgelassen werden soll. Das betrifft materielle Güter genauso wie psychische oder geistige Besitztümer.

Das Verhältnis zu dieser Lebensaufgabe wird in der frühen Kindheit als Grundmodell emotional verankert. Freud weist darauf hin, dass ein Kind mit seiner in dieser Zeit entstehenden Fähigkeit der Kontrolle über die Defäkation auch zu einem Erleben einer gewissen Macht über die Eltern kommt, womit erste Gefühle von Sadismus verbunden sein können, weshalb Freud bei dieser Phase auch von einer anal-sadistischen Phase spricht. Psychische Themen, die in der analen Phase gefühlshaft grundgelegt werden, sind nach Ansicht der Psychoanalyse vor allem das Verhältnis zum Besitz, zur Macht, zum Behalten und Hergeben und damit letztlich auch zur Ordnung.


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