Die menschliche Fähigkeit, eine Erfahrung rückblickend zu bewerten, ist wichtig, weil sie es erlaubt, en Erfolg oder Misserfolg in einem Gesamtwert zusammenzufassen, wobei dieser zusammenfassende Wert dann später als Leitfaden bei der Entscheidung diene kannn, ob diese Erfahrung eine Wiederholung verdient oder ob sie stattdessen lieber vermieden werden sollte. Dabei neigen Menschen dazu, dem späteren Teil einer Erfahrung ein unverhältnismässig hohes Gewicht beizumessen, was zu einer schlechten Entscheidung bei der Wiederholung oder dem Vermeiden von Erfahrungen führen kann. Vestergaard & Schultz (2020) konnten in Experimenten mit Hilfe eines Münzenspiels zeigen, dass das menschliche Gehirn den zusammenfassenden Wert einer über die Zeit ausgedehnten Folge von Ereignissen in zwei verschiedenen Belohnungsdarstellungen kodiert. Der Gesamterfahrungswert wird dabei in der Amygdala kodiert, wobei dieser durch eine entgegensetzte anteriore Insula-Aktivität reduziert wird, wenn die Sequenz der Erfahrungsergebnisse vorübergehend abnimmt. Je stärker die vordere Insula bei den Probanden aktiv war, desto eher neigten diese dazu, den Gesamtverlauf zu vernachlässigen und sich von der Tendenz am Ende einer Ereignisfolge – also einer Art Happy End – täuschen zu lassen. Eine hohe Aktivität der Amygdala ging dagegen häufiger mit richtigen Entscheidungen einher. Dieser Fokus auf die letzten Momente einer Erfahrung ist den Forschern zufolge ein grundlegender Mechanismus im menschlichen Gehirn, denn in vielen Lebenssituationen kann es wichtig sein, darauf zu achten, ob sich Dinge in einem Auf- oder Abwärtstrend befinden. Zieht man diese Information jedoch dazu heran, ein Gesamterlebnis zu bewerten, führt das zu einem verzerrten Urteil, wobei es bei wichtigen Entscheidungen sehr relevant sein kann, sich dieser kognitiven Verzerrung durch das Ende der Ereignisse bewusst zu sein.
Literatur
Vestergaard, Martin D. & Schultz, Wolfram (2020). Retrospective valuation of experienced outcome encoded in distinct reward representations in the anterior insula and amygdala. The Journal of Neuroscience, doi:10.1523/JNEUROSCI.2130-19.2020.
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