*** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Nach einem schweren Verlust ist Trauer eine gesunde Verarbeitungsform, die allmählich sie abklingt, doch in Ausnahmefällen kann sie sich verstärken, komplizieren und Depressionen auslösen. Häufig treten dabei starke Impulse mit Wut, Angst und Schulderleben auf; innere Leere und Depression können folgen. Bestand eine Depression bereits vor dem Trauerereignis, sollte sie zunächst behandelt werden; im anderen Fall müsste die Trauerarbeit in den Vordergrund einer Verhaltenstherapie treten. Immer wieder kommt es in solchen Fällen zu einer Aufschaukelung der Trauer zu einem pathologischen Prozess, wobei häufig dysfunktionale Kognitionen (z.B. ‚Ich kann die Trauer nicht aushalten, ich werde verrückt‘), dysfunktionale Annahmen über die angemessene Form des Trauerns (’nur wenn ich richtig trauere, habe ich den Verstorbenen wirklich geliebt‘) sowie schuldinduzierende Kognitionen. vorhanden sind, aus denen intensive aversive Emotionen wie Angst, Ärger oder Schuldgefühle folgen und durch die Verleugnung des Verlustes, Vermeidungsverhalten, Intrusionen, eine affektive Destabilisierung auftreten können. Auf diese Weise hat sich ein Teufelskreis entwickelt, der die Trauer aufrechterhält und die Anpassung an die Realität erschwert. Für die Therapiegibt es dabei vier grundsätzliche Möglichkeiten: edukative und klärungsorientierte Verfahren, bewältigungsorientierte Verfahren (Konfrontation), Ressourcenaktivierung und Problemaktualisierung. Diese trauerspezifischen Interventionen (insbesondere konfrontative Verfahren) sind umso effektiver, je komplizierter die Trauerreaktion ist. Im Gegensatz dazu lässt sich eine normale Trauerreaktion kaum beeinflussen, hier sind therapeutische Interventionen zumeist kontraindiziert.
Menschen reagieren unterschiedlich auf den Verlust eines nahestehenden Menschen und auch die Auswirkungen des Trauerprozess auf die eigene Persönlichkeit sind divergent. Wittkowski & Scheuchenpflug (2015) haben untersucht, wie es Menschen geht, die einen solchen Schicksalsschlag zu verkraften haben und wie diese mit dem Verlust umgehen. In einer Studie mit über 500 Teilnehmern wurden mittels Fragebögen die verschiedenen Aspekte des individuellen Trauerschmerzes und dem Umgang damit erfasst, wobei besonders der Einfluss der Zeit seit dem Verlust von Interesse war. Es zeigte sich, dass bei den Menschen, deren Verlust etwa ähnlich lang zurückliegt, vor allem in den ersten zweieinhalb Jahren nach dem Todesfall starke Veränderungen auftraten. Innerhalb des ersten Jahres nehmen Beeinträchtigungen durch unangenehme Gedanken und Gefühle einerseits und das Empfinden der Nähe zu der verstorbenen Person andererseits an Intensität stark zu. Ganz ähnlich verläuft anschließend auch die Abnahme der Intensität während der nachfolgenden zwölf bis 18 Monate, wobei Frauen stärker unter den Verlust eines nahestehenden Menschen leiden als Männer.
Wittkowski & Scheuchenpflug (2015) fanden zudem heraus, dass auf längere Sicht, also über den Zeitraum von drei Jahren hinaus, die Beeinträchtigungen sowie das Empfinden der Nähe zum Verstorbenen kontinuierlich nachlassen, wobei interessant ist, dass am Ende der heißen Phase des Trauerns sowohl positive Erlebens- und Verhaltensmöglichkeiten zunehmen als auch die Fähigkeit zu Anteilnahme und Mitgefühl mit anderen Menschen wächst. Diese Entwicklung bleibt auch mehr als zehn Jahre nach dem Verlust erhalten, doch bleiben auch Schuldgefühle langfristig nahezu unverändert auf dem Intensitätsniveau. Nach Ansicht der Autoren ist Trauern neben Kummer auch mit persönlichem Wachstum verbunden, das von den Betroffenen rückblickend positiv erlebt wird. So kann die Bewältigung des Verlustes auf lange Sicht zu einer positiven Veränderung des Betroffen führen, auch wenn die Zeit den Schmerz des Trauerns nicht zum Verschwinden bringt, sie vermag ihn aber zu lindern.
Übrigens haben die meisten den Verlust nicht einmal nach dem traditionellen Trauerjahr abgeschlossen, sondern dass sich erst im zweiten Jahr nach dem Verlust entscheidet, ob die Beeinträchtigungen abnehmen oder auf hohem Niveau bestehen bleiben, ob also ein normaler Bewältigungsprozess oder ein behandlungsbedürftiges Trauern vorliegt.
Literatur
Wittkowski, J. & Scheuchenpflug, R. (2015). Zum Verlauf „normalen“ Trauerns. Verlusterleben in Abhängigkeit von seiner Dauer. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 23, 169-176.
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