Die Ursache, dass Menschen im Laufe des Tages müde werden, liegt darin begründet, dass der Körper immer mehr Adenosin bildet, der an Rezeptoren im Gehirn andockt und dort die Aktivität der Neuronen hemmt. In der Folge werden Menschen müde, schlafen aber trotz Übermüdung nicht, sind jedoch weniger leistungsfähig, woraus sich ein Teufelskreis entwickelt. Denn Übermüdung hat zur Folge, dass noch mehr Adenosinrezeptoren zur Verfügung gestellt werden und Menschen immer müder werden. Daher können sich Menschen, die mehr als zwei Nächte wach sind, sich auch nicht mehr selbst wachhalten, d. h., sie schlafen sogar im Sitzen ein, denn das Gehirn schaltet zum Schutz des Menschen einfach irgendwann ab.
Ein weiterer häufiger Grund für eine plötzlich auftretende Tagesmüdigkeit kann ein vorhergehendes Essen sein, denn es gibt Lebensmittel, die Energie rauben und dem Gehirn so eine Art Schlafmittel verpassen. So macht Kaffee nicht immer munter, denn Kaffee kann zwar den Blutdruck nach oben treiben, schwächt aber nach kurzer Zeit den Körper, da das Koffein die Blutgefäße im Kopf verengt und so die Sauerstoffzufuhr ins Gehirn vermindert, sodass man Müdigkeit empfindet. Besser scheint in diesem Fall Guarana. Zucker kann zwar die Konzentration steigern und vorübergehend leistungsfähiger machen, doch hemmt Zucker auch die Ausschüttung des Wachhormons Orexin.
Auch frisches Obst und Gemüse ist nicht immer hilfreich gegen Tagesmüdigkeit, denn Bananen, Avocados oder Tomaten enthalten Tryptophan, eine Aminosäure, die an der Produktion von Melatonin beteiligt ist, das für den Schlafrhythmus verantwortlich zeichnet. Hilfreich sind hingegen Weintrauben, die meisten Beeren oder Salate. Besonders fette Speisen benötigen einen hohen Energieaufwand bei der Verdauung und reduziert die Energie, die dem Gehirn zur Verfügung steht.
Ursache für Müdigkeit können auch Verstopfungen und Verdauungsprobleme sein, wobei das manchmal auf eine unerkannte Unverträglichkeit bestimmter Nahrungsmittel zurückzuführen sein kann.
Der klassische Hinweis, dass warme Milch zum Schlaf verhilft, ist nur teilweise richtig, da Milch zwar reich an Tryptophan ist, einer schlaf-induzierenden Aminosäure, wobei das L-Tryptophan im menschlichen Gehirn zur Produktion von Serotonin benötigt wird, das wiederum den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert, den Appetit zügelt und die Stimmung steigen lässt. Ein hoher Serotoninspiegel steht daher für Entspannung und Gelassenheit und kann somit auch eine Basis für guten Schlaf bilden. Allerdings muss das Tryptophan in der Milch die Blut-Hirn-Schranke überwinden, was proteinreichen Lebensmitteln wie Milch trotz ihres hohen Tryptophan-Anteils nicht von selbst gelingt, sondern zusätzlich müssen dazu Lebensmittel mit hohem Kohlenhydratanteil aufgenommen werden, die ihrerseits die Insulin-Produktion steigern, das dem Gehirn die Aufnahme des in der Milch enthaltenen Tryptophans erst ermöglicht. Vermutlich handelt es sich daher eher um einen Placebo-Effekt.
Literatur
Silber, B.Y. & Schmitt, J. A. (2010). Effects of tryptophan loading on human cognition, mood, and sleep. Neurosci Biobehav, 34, 387-407.
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