Die Begriffe „direkte Kommunikation“ und „indirekte Kommunikation“ beziehen sich auf unterschiedliche Arten der Informationsübermittlung zwischen Menschen.
Bei der direkten Kommunikation werden Informationen klar, deutlich und unmittelbar übermittelt, d.h. die Botschaft ist offen und leicht verständlich, ohne viele versteckte oder verschleierte Elemente. Direkte Kommunikation wird oft als transparent und direkt empfunden, da der Sprecher seine Absichten klar zum Ausdruck bringt. Beispiele für direkte Kommunikation sind klare Anweisungen, eindeutige Aussagen, einfache Aufforderungen oder offen ausgesprochene Bitten. Direkte Kommunikation ist daher ein Kommunikationsstil, bei dem Menschen direkt und klar kommunizieren und genau sagen, was sie denken. Worte werden verwendet, um Informationen zu übermitteln. Das Hauptziel der direkten Kommunikation ist es, ohne Umwege effiziente und klare Informationen zu geben und zu erhalten. Um dies zu erreichen, müssen Sender und Empfänger zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein. Settings der direkten Kommunikation sind: Gespräche, Besprechungen, Interviews, Telefonate etc. Deutschland und die USA sind z.B. Länder mit eher direkter Kommunikation.
Indirekte Kommunikation beinhaltet oft eine versteckte oder implizite Botschaft, die nicht sofort ersichtlich ist, wobei die Information durch Nuancen, nonverbale Signale, Metaphern oder Anspielungen vermittelt werden kann. Indirekte Kommunikation erfordert oft ein gewisses Maß an Interpretation seitens des Empfängers, um die eigentliche Botschaft zu verstehen, oder sie wird nicht direkt, sondern oft mit höflichen Umschreibungen vermittelt, um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen. Bei der indirekten Kommunikation werden Informationen und Botschaften z.B. durch Andeutungen vermittelt, die meist einen großen Interpretationsspielraum lassen. Menschen sagen also oft nicht direkt, was sie denken. Ein weiterer Unterschied zur indirekten Kommunikation besteht darin, dass die Kommunikationspartner nicht unbedingt gleichzeitig am selben Ort sein müssen. Settings indirekter Kommunikation sind z.B. E-Mail, Briefwechsel, SMS oder Leserbriefe. Länder mit eher indirekte Kommunikationsind u.a. die Türkei, China und Korea.
Die Wahl zwischen den beiden Kommunikationsformen hängt oft vom kulturellen, sozialen und persönlichen Kontext ab, da in einigen Kulturen mehr Wert auf direkte Kommunikation gelegt wird, während in anderen indirekte Kommunikationsformen bevorzugt werden. Es ist wichtig zu beachten, dass es zu Missverständnissen kommen kann, wenn Menschen unterschiedliche Erwartungen an den Kommunikationsstil haben.
Beispiele direkter und indirekter Kommunikation
Eine Türkin arabischer Herkunft, die seit 20 Jahren in Europa lebt, ist es gewohnt, je nach Gesprächspartner unterschiedlich zu kommunizieren. Ein Beispiel: Sie hat ihren Kindern eine kleine Fahrradtour versprochen, bemerkt aber erst spät, dass ihr eigenes Fahrrad einen Platten hat, den sie nicht reparieren kann. Also bittet sie eine Freundin, ihr für den Tag das Fahrrad zu leihen.
Indirekte Kommunikation mit Hülya
Sie ruft ihre Freundin Hülya. Sie ist wie sie Türkin mit arabischen Wurzeln, aber in Deutschland aufgewachsen: „Hülya Merhaba! Wie geht es dir? Mir geht es auch gut, danke. Wie geht es deiner Mutter? Ist sie da oder schon unten? Wie geht es deinen Kindern? Was machst du so? Was machst du heute? Ach, obwohl das Wetter so schön ist, geht ihr nicht raus? Meine Kinder wollen unbedingt raus. Ich hole gerade die Fahrräder raus und was sehe ich: Mein Fahrrad hat einen Platten. Bis Mehmet nach Hause kommt und es repariert, ist es zu spät. Deshalb wollte ich dich fragen, ob du mir dein Fahrrad leihen kannst.“
Direkte Kommunikation mit Tanja
Sie ruft ihre Freundin Tanja aus Deutschland an. Sie sagt: „Hallo Tanja, hallo! Ich habe eine Frage. Kannst du mir heute dein Fahrrad leihen? Ja, weißt du, die Kinder wollen unbedingt raus und mein Fahrrad hat einen Platten. …“
Mit Hülya, die aus demselben Kulturkreis stammt wie sie, kommuniziert sie traditionell indirekt, d.h. es wird viel gesprochen, bevor sie ihr Anliegen vorbringt. Im anderen Fall macht sie das nicht, weil sie weiß: Tanja braucht diesen Smalltalk nicht. Er würde sie wahrscheinlich eher verunsichern oder gar stören.
Literatur
Müller, S., & Gelbrich, K. (2014). Interkulturelle Kommunikation. München: Vahlen.
Stangl, W. (2023, 1. Dezember). Kommunikation Überblick. [werner stangl]s arbeitsblätter.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/
http://www.rhetorik.ch/Kommunikationsformen/Kommunikationsformen.html (17-02-07)
https://www.magazin-schule.de/magazin/migration-und-kommunikation-zu-direkt-woran-elterngespraeche-mit-migranten-oft-scheitern/ (22-08-24)
Nachricht ::: Stangls Bemerkungen ::: Stangls Notizen ::: Impressum
Datenschutzerklärung ::: © Werner Stangl :::