Eine experimentelle Studie der Universität Tübingen untersuchte Vorurteile von Personalentscheidern gegenüber adipösen Personen. In der Studie wurden 127 erfahrene Personalentscheider befragt. Ihnen wurden sechs Fotos von Personen mit unterschiedlichen Körpergewichten vorgelegt, die in Bezug auf Alter, sozioökonomischen Status und Kleidung (weiße T-Shirts und Jeans) gleich waren. Die Teilnehmer sollten einschätzen, welche Berufe die abgebildeten Personen ausüben könnten und wer bei einer Bewerbung um eine Abteilungsleiterstelle in die engere Wahl käme.
Die Ergebnisse zeigen, dass adipöse Personen in beiden Fällen benachteiligt wurden: Ihnen wurden selten prestigeträchtige Berufe zugetraut, und sie wurden nur selten für Führungspositionen ausgewählt. Besonders stark war diese Benachteiligung bei adipösen Frauen: Nur zwei Prozent der Personalentscheider trauten ihnen einen Beruf mit hohem Prestige zu, und nur sechs Prozent hielten sie für geeignet, eine Führungsposition zu übernehmen. Ein Vergleich mit realen Daten zur Verteilung von Berufen in Deutschland zeigte, dass die Karrierechancen von adipösen Menschen von den Personalentscheidern erheblich unterschätzt wurden.
Die Studie weist darauf hin, dass Vorurteile gegenüber Übergewicht besonders in Bezug auf Frauen ausgeprägt sind und dass „political correctness“ im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit zwar vorhanden ist, aber bei der Beurteilung von Übergewicht fehlt. Die Forscher empfehlen, in Bewerbungsverfahren auf Fotos zu verzichten, um eine Chancengleichheit zu gewährleisten und die Stigmatisierung adipöser Menschen zu vermeiden.
Literatur
Giel, K., Alizadeh, M., Thiel, A. & Zipfel, S. (2025). Vorurteile von Personalentscheidern gegenüber adipösen Personen: Eine experimentelle Untersuchung. BMC Public Health, 25, doi:10.1186/s12889-025-16475-0
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