Nach einem Bericht von Angelika Bischoff arbeitet bei adipösen Menschen das dopaminerge Belohnungssystem im Gehirn anders als bei normalgewichtigen Menschen, was sich auf das Verhalten nicht nur beim Essen auswirkt. Nahezu unablässig wirken Essensreize auf Menschen und deren Gehirn ein, etwa wenn sie Essen riechen oder schmecken, Nahrungsmittel oder die Werbung dafür sehen, eine Mahlzeit oder einen Snack verdauen. Stets ist dabei Dopamin involviert, das über dopaminerge Strukturen Hirnstamm, Mittelhirn und vor allem Teile der Basalganglien aktiviert. Mittelhirn und Striatum wiederum sind mit dem präfrontalen Kortex verbunden, über den die höheren kognitiven Leistungen laufen, etwa Motivation und Assoziationslernen, Kosten-Nutzen-Abwägung und Arbeitsgedächtnis. Die Antwort auf diesen Neurotransmitter entwickelt sich dynamisch, denn wer zum ersten Mal eine Erdbeere isst und den Geschmack als angenehm empfindet, schüttet daraufhin Dopamin aus, sodass beim nächsten Mal allein schon der Anblick der Frucht diese Reaktion auslöst und den Menschen dazu veranlasst, zuzugreifen und die Erdbeere zu verzehren.
Bei adipösen Menschen unterscheiden sich die dopaminerg innervierten Regionen des Gehirns strukturell und funktionell von denen Normalgewichtiger, denn so weisen etwa die D2-Rezeptoren, eine Untergruppe der Dopaminrezeptoren, bei krankhaftem Übergewicht eine deutlich verminderte Bindungsfähigkeit für diesen Botenstoff auf, was natürlich nicht ohne Folgen für die Entscheidungen und das Essverhalten der stark Übergewichtigen bleibt. Auch bei einem Experiment, das die Fähigkeit zur Kosten-Nutzen-Abwägung untersuchte, zeigten sich Unterschiede zwischen diesen beiden Personengruppen, denn so entschieden sich stark Übergewichtige eher dafür, sofort eine kleine Belohnung zu bekommen, anstatt einige Wochen auf etwas Größeres oder Besseres zu warten. Offensichtlich haben Adipöse im Allgemeinen weniger Geduld und greifen lieber sofort zu (Bedürfnisaufschub).
Literatur
Bericht vom 55. Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft 2021.
WWW: https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/uebergewichtig-und-ungeduldig/ (21-10-01)
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