In der Regel treten Stimme und Gesicht von Menschen in einer natürlichen Umgebung gemeinsam auf, und die multisensorische Verarbeitung von Stimme und Gesicht hängt dabei von ihrer synchronen Präsentation ab. In der psychologischen Forschung wurden verschiedene gesichts- und stimmliche Hinweise auf die Attraktivität sowie auf die Beurteilung von Geschlechtsdimorphismus, Gesundheit und Alter untersucht. Es gibt jedoch nur wenige Studien, die das Zusammenspiel von stimmlichen und mimischen Hinweisen bei der Beurteilung der Attraktivität unter naturalistischen Bedingungen mit dynamischen, ökologisch gültigen Reizen untersucht haben.
In einer Studie von Krumpholz et al. (2022) wurden nun kurze Videos oder Audiospuren von Frauen eingesetzt, die ganze Sätze sprechen, und dabei die Stimmlage manipuliert, um die intermodalen Wechselwirkungen der Stimmlage auf die Gesichtsattraktivität und die damit verbundenen Bewertungen zu untersuchen. Männliche Teilnehmer mussten dann die Attraktivität, die Weiblichkeit, das Alter und die Gesundheit von synchronisierten Audio-Video-Aufnahmen oder nur von Stimmen bewerten, die entweder die ursprüngliche oder eine veränderte Stimmlage aufwiesen.
Man erwartete dabei, dass Audiostimuli mit erhöhter Stimmlage als attraktiver, weiblicher, gesünder und jünger eingestuft werden, bzw. wenn auditive Beurteilungen die Beurteilung von Gesichtsmerkmalen crossmodal beeinflussen, erwarteten man zusätzlich, dass die Manipulation der Stimmlage die Beurteilung von audiovisuellem Stimulusmaterial beeinflusst.
Die Analysen an über 100 männlichen Probanden ergaben aber, dass Stimmaufnahmen mit erhöhter Stimmlage zwar als weiblicher und jünger, aber nicht als attraktiver oder gesünder wahrgenommen wurden. In Verbindung mit Videoaufnahmen senkte eine erhöhte Stimmlage das vermutete Alter der Gesichter, hatte aber keinen signifikanten Einfluss auf die wahrgenommene Attraktivität, Weiblichkeit oder Gesundheit.
Diese Ergebnisse deuten nun darauf hin, dass die Manipulation der Stimmlage einen messbaren Einfluss auf die Beurteilung von Weiblichkeit und Alter hat, aber keinen messbaren Einfluss auf die stimmliche und gesichtliche Attraktivität unter natürlichen Bedingungen.
Literatur
Krumpholz, Christina, Quigley, Cliodhna, Ameen, Karsan, Reuter, Christoph, Fusani, Leonida & Leder, Helmut (2022). The Effects of Pitch Manipulation on Male Ratings of Female Speakers and Their Voices. Frontiers in Psychology, 13, doi:10.3389/fpsyg.2022.911854.
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