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Soziale Folgen der Prokrastination

Ständiges Aufschieben von Aufgaben, Prokrastination, hat nicht nur Auswirkungen auf die Arbeitsproduktivität und das allgemeine Wohlbefinden, sondern auch auf die soziale Isolation und die zwischenmenschlichen Beziehungen. Eine umfassende Studie hat gezeigt, dass Menschen, die häufig Aufgaben aufschieben, ein höheres Risiko für Einsamkeit und soziale Isolation aufweisen. Die Studie umfasste eine große Stichprobe von 5000 Teilnehmern aus Deutschland, die zwischen 18 und 74 Jahren alt waren. Die Ergebnisse legen dabei auch nahe, dass Prokrastination nicht nur eine individuelle Herausforderung darstellt, sondern auch erhebliche soziale Folgen hat.

Prokrastination ist also weit mehr als ein einfaches Aufschieben von Aufgaben, denn sie kann zu erheblichen Problemen führen, darunter beruflichem Misserfolg, verminderter Lebensqualität und gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wenn etwa Vorsorgeuntersuchungen oder körperliche Aktivitäten aufgeschoben werden. Ein besonderes Augenmerk der Studie lag dabei auf der Frage, wie sich dieses Verhalten auf das soziale Leben der Betroffenen auswirkt. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen, die häufig prokrastinieren, oft soziale Rückzüge erleben, was zu einem Gefühl der Einsamkeit führen kann. Diese Effekte waren insbesondere bei Männern stärker ausgeprägt als bei Frauen. Eine mögliche Erklärung für diesen Unterschied könnte darin liegen, dass Männer seltener Hilfe suchen und sich in sozialen Situationen eher zurückziehen, wenn sie Schwierigkeiten haben, Aufgaben zu erledigen oder den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Darüber hinaus kann das ständige Aufschieben von Aufgaben zu einem schlechten Zeitmanagement führen, was die Arbeitsbelastung erhöht und das Gefühl verstärkt, mit den Anforderungen des Lebens überfordert zu sein. Infolgedessen neigen viele Betroffene dazu, sich von ihrem sozialen Umfeld zu distanzieren, anstatt Unterstützung zu suchen. Dieser soziale Rückzug verstärkt nicht nur das Gefühl der Isolation, sondern kann auch bestehende Beziehungen belasten, da Freunde, Familie und Kollegen zunehmend frustriert werden.

Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie ist, dass prokrastinierende Menschen tendenziell weniger in der Lage sind, ihre sozialen Beziehungen zu pflegen, was langfristig zu einer weiteren Verschlechterung ihrer sozialen Kontakte führen kann. Die Studie stimmt mit den Ergebnissen anderer internationaler Untersuchungen überein, die ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Prokrastination und Einsamkeit festgestellt haben. Eine schwedische Studie zu Universitätsstudenten sowie eine chinesische und eine amerikanische Untersuchung unter älteren Erwachsenen haben ähnliche Ergebnisse gezeigt: Prokrastination führt zu einem Anstieg der Einsamkeit und sozialen Isolation, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Prokrastination hat also offenbar nicht nur individuelle, sondern auch soziale Konsequenzen. Die Studie verdeutlicht, dass die Vermeidung von Aufgaben zu einem Teufelskreis aus Einsamkeit und sozialer Isolation führen kann, insbesondere bei Männern. Möglicherweise können Maßnahmen zur Bekämpfung der Prokrastination auch dazu beitragen können, die negativen sozialen Auswirkungen dieses Verhaltens zu verringern.

Literatur

Hajek, A., Gyasi, R. M., Pengpid, S., Kostev, K., Soysal, P., Veronese, N., Smith, L., Jacob, L., König, H.-H., Peltzer, K. (2025). Associations of procrastination with loneliness, social isolation, and social withdrawal. Journal of Public Health, doi:10.1007/s10389-025-02419-y.


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