In einer aktuellen Studie von Wahring et al. (2024) wird die gängige Annahme hinterfragt, dass Romantik und Beziehungen vor allem Frauensache sind, denn in der westlichen Gesellschaft wird häufig angenommen, dass Frauen ein stärkeres Interesse an romantischen Beziehungen haben als Männer. Diese Vorstellung wird in den Medien, Filmen und populären Erzählungen perpetuiert, in denen Frauen oft als diejenigen dargestellt werden, die nach Liebe und Zweisamkeit streben, während Männer als eher distanziert und weniger emotional involviert gelten. In dieser Meta-Analyse von über 50 Studien, die sich mit heterosexuellen Beziehungen in westlichen Industriestaaten befassen, überprüfte man nun, ob diese gesellschaftliche Vorstellung der Realität entspricht. Die Ergebnisse der Untersuchung widersprechen dem weit verbreiteten Bild und zeigen, dass Männer in der Tat ein stärkeres Bedürfnis nach romantischen Partnerschaften haben als oft angenommen. Man fand heraus, dass Männer in der Regel eher als Frauen sagen, dass eine Partnerschaft für ihr Lebensglück von großer Bedeutung is, auch gaben Männer häufiger an, eine Beziehung zu suchen, verliebten sich schneller und gestehen ihre Liebe eher. Es zeigte sich auch, dass Männer sowohl psychisch als auch körperlich stärker von romantischen Beziehungen profitieren. So fand man in einer dänischen Studie aus dem Jahr 2022, dass Männer, die mehr Trennungen erlebt haben oder längere Zeit allein lebten, eine höhere Konzentration von Entzündungsmarkern im Blut aufwiesen – ein Zusammenhang, der bei Frauen nicht festgestellt wurde. Zudem neigen Männer in einer Beziehung weniger zu depressiven Symptomen und profitieren von einer höheren Lebenserwartung. Das liegt möglicherweise daran, dass Männer im Allgemeinen weniger auf enge, emotionale Unterstützung durch Freunde und Familie angewiesen sind als Frauen und daher verstärkt diese Unterstützung in romantischen Partnerschaften suchen. Diese Abhängigkeit von der Beziehung könnte erklären, warum Trennungen in der Regel häufiger von Frauen initiiert werden, denn Frauen haben tendenziell ein stärkeres soziales Netzwerk, das ihnen emotionale Unterstützung bietet, während Männer oft mehr auf ihre Partnerin angewiesen sind. Die Untersuchung zeigt also, dass das Bild des emotional zurückhaltenden Mannes, der weniger Interesse an romantischen Beziehungen hat, nicht der Realität entspricht. Männer suchen Beziehungen oft genauso intensiv wie Frauen, profitieren dabei jedoch besonders stark sowohl auf psychischer als auch auf körperlicher Ebene. Allerdings spiegelt diese Untersuchung nur durchschnittliche Tendenzen wider, so dass es in Einzelfällen durchaus auch Männer geben, denen eine feste Beziehung weniger wichtig ist.
Literatur
Wahring, I. V., Simpson, J. A. & Van Lange, P. A. M. (2024). Romantic relationships matter more to men than to women. Behavioral and Brain Sciences, 1-64.
Nachricht ::: Stangls Bemerkungen ::: Stangls Notizen ::: Impressum
Datenschutzerklärung ::: © Werner Stangl :::