Das echte Gespräch bedeutet: aus dem Ich heraustreten und an die Tür des Du klopfen.
Albert Camus
Eine „sich selbst erfüllende Prophezeiung“ ist nach Paul Watzlawick eine Annahme oder Voraussage, die schon aus der Tatsache heraus, dass sie gemacht wurde, das Angenommene, Erwartete, oder Vorhergesagte zur Wirklichkeit werden lässt und so die eigene Richtigkeit bestätigt. Ausschlaggebend für den Effekt der „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ ist einerseits die positive Erwartung in Bezug auf das Kommende, denn das erzeugt gegenüber Menschen ein wärmeres sozial-emotionales Klima, d.h., man verteilt mehr „Streicheleinheiten“, gibt mehr Zuwendung, hört besser zu, beschäftigt sich intensiver mit dem Gegenüber, gibt mehr Lob, interessiert sich mehr für den Gesprächspartner, andererseits gibt man diesen Menschen mehr Informationen und stellt höher Anforderungen und Erwartungen an sie, d.h. wieder, man traut den anderen mehr zu.
Das Problem bei der „sich selbst erfüllenden Prophezeiungen“ ist, dass es sich dabei häufig um negative Erwartungen handelt, d.h., es gibt diesen Effekt auch bei negativen Erwartungen, was man sehr oft in der Erziehung findet, sodass oft eine Art Teufelskreis in Gang gesetzt wird: man erwartet keine besonderen Leistungen und es kommt genau so. Auch im Verkauf findet sich dieses Konzept. Wenn der Verkäufer ein positives Vorurteil gegenüber Kunden hat,schenkt man ihnen mehr Aufmerksamkeit (Blickkontakt, Lächeln, Platz anbieten), es entsteht eine freundliche Stimmlage, gibt ihnen mehr Informationen, macht ihnen höherwertige Angebote, bietet ihnen mehr Service-Leistungen an und verhält sich offensiver in Bezug auf den Abschluss.
Dieses Phänomen gibt es vermutlich auch in Bezug auf sich selbst:
Mothes et al. (2017) haben herausgefunden, dass die eigenen Erwartungen einen starken Einfluss darauf haben, wie anstrengend Sport erlebt wird, wobei das Anstrengungserleben eine wesentliche Rolle spielt, was die Sporttreibenden über sich selbst denken. Die Ergebnisse zeigen im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung, dass die Trainingseinheit für Probanden dann weniger anstrengend ist, wenn sie mit positiven Erwartungen an das Training herangehen, wobei dieser Effekt umso stärker ist, je sportlicher man sich selbst empfindet. Jenen Menschen, die sich als unsportlich einschätzen, nutzen die positiven Erwartungen jedoch nicht, denn sie erleben eine Trainingseinheit trotzdem als anstrengend. Kurz: Es ist nicht gleichgültig, was man über Sport und seine Wirkung denkt, wenn man diesen betreibt!
Literatur
Mothes, H., Leukel, C., Seelig, H. & Fuchs, R. (2017). Do placebo expectations influence perceived exertion during physical exercise? PLOS ONE, doi:10.1371/journal.pone.0180434.
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