Eine aktuelle Studie von Mine et al. (2025) zeigte, dass Schimpansen ihren Kommunikationsstil hauptsächlich von ihren Müttern lernen. Dies legt nahe, dass die Sprache dieser Tiere weniger genetisch vererbt als vielmehr sozial erlernt wird. Manuntersuchte 22 wilde Schimpansen und fand heraus, dass die Vokalisierungen und Gesten der Jungtiere starke Ähnlichkeiten mit denen ihrer Mütter und mütterlichen Verwandten aufwiesen. Eine solche Ähnlichkeit gab es bei den Vätern oder väterlichen Verwandten nicht. Die Mütter sind die Hauptbezugspersonen und verbringen die meiste Zeit mit ihrem Nachwuchs, während die Väter nicht an der Erziehung beteiligt sind.
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die Mütter eine entscheidende Rolle bei der Sozialisierung und der Vermittlung von kommunikativem Verhalten spielen. Da sich Schimpansen-Jungen erst nach dem zehnten Lebensjahr langsam von ihren Müttern abnabeln, haben die Mütter viel Zeit, ihre Kommunikationsweisen an den Nachwuchs weiterzugeben. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf soziales Lernen. Diese Art des Lernens, bei dem die wichtigsten Bezugspersonen das kommunikative Verhalten prägen, ist bekanntlich auch beim Menschen zu beobachten. Das macht die Erkenntnisse auch für die Evolutionsforschung interessant, denn sie deuten darauf hin, dass die Fähigkeit zum sozialen Lernen, die für die Entwicklung von Sprache und Kommunikation entscheidend ist, älter sein könnte, als bisher angenommen.
Literatur
Mine, J. G., Dees, L. C., Wilke, C., Willems, E. P., Machanda, Z. P., Muller, M. N., Emery Thompson, M., Wrangham, R. W., Scully, E. J., Langergraber, K., Stoll, S., Slocombe, K. E., & Townsend, S. W. (2025). Chimpanzee mothers, but not fathers, influence offspring vocal–visual communicative behavior. PLOS Biology, 23(8), 1–9.
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