Übrigens sind Ruhephasen kein Ersatz für Schlafphasen, denn Schlaf fördert die Anpassung des Verhaltens und die zugrunde liegende neuronale Plastizität im Vergleich zum aktiven Wachzustand. Nissen et al. (2021) ließen Probanden üben, bestimmte visuelle Muster zu erkennen und zu unterscheiden. Im Anschluss war eine Gruppe wach und sah dabei Videos oder spielte Tischtennis, während eine andere Gruppe für eine Stunde schlief und eine dritte Gruppe in einem abgedunkelten Raum ohne äußere Reize und unter kontrollierten Schlaflaborbedingungen wach blieb. Die Gruppe, die geschlafen hatte, schnitt im Anschluss bei der Mustererkennung deutlich besser ab als die Gruppe, die wach und aktiv geblieben war. Sie übertraf auch die passiv-wache Gruppe, wobei der erholsame Effekt des Schlafes mit der im Non-REM-Schlaf verbrachten Zeit und mit der elektroenzephalographischen Slow-Wave-Energie korrelierte, von der angenommen wird, dass sie die Renormalisierung der synaptischen Stärke widerspiegelt. Daraus ist ableitbar, dass es der Schlaf selbst ist, der den Unterschied in den Leistungen ausmacht. Auch konnte man keinen Unterschied bei der Leistungsfähigkeit zwischen aktivem und passivem Wachsein beobachten, sodass Schlaf also mehr ist als ein Zustand reduzierter Reizinterferenz, sondern dass schlafspezifische Gehirnaktivität die Leistung durch aktive Verfeinerung der cortikalen Plastizität wiederherstellt, und damit echter Schlaf für die Erholung des Gehirns unersetzlich ist und sich für eine Leistungsverbesserung nicht durch Ruhephasen ersetzen lässt.
Während des Schlafens laufen im Gehirn also vorwiegend aktive Erholungsprozesse ab, die sich nicht durch aktive oder passive Ruheperioden ersetzen lassen.
Literatur
Nissen, Christoph, Piosczyk, Hannah, Holz, Johannes, Maier, Jonathan G, Frase, Lukas, Sterr, Annette, Riemann, Dieter & Feige, Bernd (2021). Sleep is more than rest for plasticity in the human cortex. Sleep, doi:10.1093/sleep/zsaa216.
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