Wissenschaftlerinnen der Pädagogischen Hochschule Heidelberg haben das Programm „Professioneller Umgang mit technischen Medien“ (PROTECT) entwickelt, das die Internet- und Computerspielabhängigkeit bei Jugendlichen signifikant reduzieren kann. Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler den funktionalen Umgang mit Alltagsproblemen und werden befähigt, technische Medien kritisch zu beurteilen. Das Ziel dieses Programms ist es nicht, den Internetgebrauch an sich zu verändern, denn das würde völlig an der Lebensrealität der Jugendlichen vorbeigehen, sondern es geht darum, den schädlichen, exzessiven Umgang mit Online-Angeboten zu verhindern. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er trotz negativer Konsequenzen fortgeführt wird, dass er mit einer verminderten Kontrolle über das Spielen einhergeht und dass die Internetaktivität Vorrang vor allen anderen Interessen und alltäglichen Tätigkeiten hat. Basis für dieses Programm ist die Studie „Wirksamkeit eines kognitiv-verhaltenstherapeutischen Trainings zur indizierten Prävention von Internetbezogenen Störungen“, die zwischen 2015 und 2018 an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg durchgeführt wurde.
PROTECT richtet sich primär an Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse, also jene Jugendlichen, die ein erhöhtes Risiko für eine Internet- oder Computerspielsucht zeigen. Diese erhalten dabei ein psychologisch-verhaltenstherapeutisches Training, das in vier Doppelstunden von geschulten Psychologinnen bzw. Psychologen durchgeführt wird. Das Training enthält evidenzbasierte, verhaltenstherapeutische Techniken, die sich in der Prävention von psychischen Auffälligkeiten wie Ängsten, Depressionen, Suchterkrankungen oder Essstörungen als wirksam erwiesen haben. Mach ersten Ergebnissen wird durch das PROTECT-Training eine signifikante Reduktion der Kernsymptomatik – etwa mangelnde Kontrolle über den Konsum oder Fortsetzung des Spielens trotz negativer Folgen – erzielt, die nachhaltig anhält. PROTECT ist damit international das erste Programm zur indizierten Prävention von Internet- und Computerspielabhängigkeit mit diesem Effekt, wobei PROTECT auch zu einer leichten Verbesserung depressiver Symptome beiträgt, die häufig mit einer Internet- oder Computerspielsucht einhergehen.
Link: https://www.ph-heidelberg.de/protect (18-11-18)
Literatur
Lindenberg, K., Halasy, K., Szász-Janocha, C. & Wartbert, L. (2018). A Phenotype Classification of Internet Use Disorder in a Large-Scale High-School Study. International Journal of Environmental Research and Public Health, 15(4), 733. doi: https://doi.org/10.3390/ijerph15040733
Lindenberg, K., Szasz, C., Schoenmaekers, S., Wehrmann, U. & Vonderlin, E. (2017). An Analysis of Integrated Health Care for Internet Use Disorders in Adolescents and Young Adults. Journal of Behavioral Addictions. 6(4), 1-14. doi: 10.1556/2006.6.2017.065
Lindenberg, K. PROTECT – Ein Gruppentraining zur Prävention und Intervention bei pathologischem Internetgebrauch. Unveröffentliches Trainingsmanual.
Lindenberg, K., Halasy, K., Schoenmaekers, S. (2017). A randomized efficacy trial of a cognitive-behavioral group intervention to prevent Internet Use Disorder onset in adolescents:The PROTECT study protocol. Contemporary Clinical Trials Communications 6, 64-71. dx.doi.org/10.1016/j.conctc.2017.02.011
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