Ein Plagiat ist bekanntlich die unrechtmäßige Aneignung von geistigem Eigentum oder Erkenntnissen anderer und ihre Verwendung zum eigenen Vorteil, also etwa der Erwerb eines akademischen Grades. Zwar ist dem Autor dieser Seiten bekannt, dass sich zahlreiche Textpassagen aus den eigenen Texten in einschlägigen Schriftwerken finden lassen, ohne dass die Quelle geschweige denn der Autor genannt werden, allerdings ist es auf Grund der Frequenz solcher Plagiate nicht wirklich lohnenswert, das zu verfolen oder zu dokumentieren. Es gab allerdings Ausnahmefälle wie etwa die dreiste Nutzung durch die Firma C!CERO GbR in Deutschland, die diese sogar auf CD-ROMs brannten und als „Cicero Trainingsunterlagen“ in Seminaren (Teilnehmergebühren um die 14.000 Euro) verkauften, ohne auf die Autorenschaft hinzuweisen bzw. dabei die auf allen Seiten vorhandenen Autoren- und Quellenangaben gegen ihr Firmen-Logo und ihre Internetadresse austauschten. Eine damals versuchte rechtliche Verfolgung der Verantwortlichen mit Hilfe der Gewerkschaft – meine Universität sah sich hier als nicht zuständig – verlief übrigens im Sande von Umgründungen und Besitzerwechseln und angeblichen Entlassungen.
So wurde daher etwa auch die Verfolgung eines hier nicht namentlich genannten „Kollegen“ (heute Ordinarius an einer deutschen Universität), der zahlreiche Zitate aus eigenen Texten in einer hoch finanzierten Forschungsarbeit verwendet hatte – Rätselfrage: Woher stammt dieser Text? – nicht durchgeführt, da dieser u. U. als Wissenschaftler in seiner Laufbahn empfindlich „gestört“ worden wäre, noch dazu auf Grund von Naivität, da er drei vom Autor dieser Arbeitsblätter für eine Krampuspsychologie erfundene Wissenschaftler als real existierende aufgefasst hatte (Lucifer Hellman, K. Rampus und H. Tajfel). Diese drei treiben übrigens auch in zahlreichen anderen „wissenschaftlichen“ Arbeiten ihr Unwesen!
Die häufigsten Formen des Plagiats in wissenschaftlichen Arbeiten sind die wörtliche Übernahme einer oder mehrerer Textpassagen ohne entsprechende Quellenangabe (Textplagiat) und die Verwendung von Zitaten, die man in einem Werk der Sekundärliteratur angetroffen hat, diese aber nicht als Quelle angibt (Zitatsplagiat). Genau diese Formen eines Plagiats der Arbeitsblätter sind aktuell (25. Juli 2022) in einer öffentlichen Diskussion aufgetaucht, die der bekannte und als „Plagiatsjäger“ titulierte Stefan Weber in einer Abschlussarbeit eines Masterlehrgangs an der Donau-Universität Krems gefunden hat. Auf seiner Internetseite belegt er dieses Fehlverhalten anhand einiger Beispiele und schreibt dazu: „Die als Plagiatsquelle bereits berühmt-berüchtigten Arbeitsblätter Stangl-Taller werden in der Arbeit des *** (Name der Redaktion bekannt 😉 mit keinem Wort erwähnt. Die in der Master Thesis wie Originale zitierten Quellen von Galtung bis Freud hat der Verfasser folglich mit Sicherheit nie gelesen, sondern bloß allesamt aus einer einzigen Internet-Sekundärquelle plagiiert (Hervorhebng von mir; W. S.)“. Also berühmt-berüchtigt … 🙂
Noch eine Randnotiz: Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Blogbeitrags von Stefan Weber gab es nach dessen Beobachtung einen Hacker-Angriff auf seine Website nach Bericht über das gegenständliche Plagiat. Weber schreibt: „Es war der erste erfolgreiche Hackerangriff in den zwölf Jahren des Bestehens des Blogs. Das mag Zufall sein – oder auch nicht. Der „Angreifer“ hat es nicht auf große Destruktion abgesehen, vielleicht wollte er mir auch nur zeigen, dass mein Blog vulnerabel ist. Dann sage ich danke! Wir haben die Sicherheitsvorkehrungen nunmehr massiv verschärft.“
Allerdings handelt es sich IMHO bei dieser Form der Generierung des gegenständlichen Blogeintrags in einer WordPress-Installation wohl eher um eine Schlampigkeit im Umgang mit Zugangsdaten als um echtes Hacking, denn es gab offenbar keinen direkten Zugang zum Server oder zur Datenbank, sondern nur einen auf die Verwaltung des Blogs, was bei mehreren berechtigten UserInnen häufig passieren kann. Angesicht des Inhalts des Blogbeitrags kann man auch davon ausgehen, dass dieser nichts mit der Veröffentlichung des Plagiats zu tun hat.
Literatur
Stangl, W. (2022, 26. Juli). Plagiat. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
https:// lexikon.stangl.eu/1722/plagiat
Stangl, W. (2022, 26. Juli). Zum Geleit. [werner stangl]s arbeitsblätter.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/COPYRIGHT/ZumGeleit.shtml
https://plagiatsgutachten.com/blog/plagiat-bundespolizeidirektor/ (22-07-26)
https://plagiatsgutachten.com/blog/hacker-angriff/ (22-07-26)