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Partnerschaften und Lebenszufriedenheit

    Empirische Befunde einer aktuellen deutsch-britischen Langzeitstudie verdeutlichen, dass der Eintritt in eine Partnerschaft einen signifikanten und nachhaltigen Anstieg der Lebenszufriedenheit bewirkt. Basierend auf Daten aus dem deutschen Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) sowie der britischen Längsschnittstudie Understanding Society(UKHLS) wurden 1.103 Personen untersucht, die zunächst allein lebten und im Verlauf der Erhebung in eine Partnerschaft eintraten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Lebenszufriedenheit im Jahr nach dem Zusammenzug mit dem Partner den höchsten Wert erreicht und auch in den Folgejahren über dem Niveau der Singlephase verbleibt (El-Awad et al., 2025).

    Besonders deutlich wird, dass der größte Zugewinn bereits mit dem Beginn der Partnerschaft einsetzt. Das Zusammenziehen stabilisiert diesen Effekt, führt jedoch nicht zu einem zusätzlichen Anstieg. In Bezug auf Eheschließungen lässt sich ein zeitlicher Wandel feststellen: Während eine Heirat in den 1980er- und 1990er-Jahren noch eine deutlich stärkere Steigerung des Wohlbefindens bewirkte, ist dieser Effekt in den letzten Jahren zurückgegangen. Dies wird vor allem auf gesellschaftliche Veränderungen und die zunehmende Akzeptanz nichtehelicher Lebensgemeinschaften zurückgeführt.

    Der positive Effekt des Eintritts in eine Partnerschaft war unabhängig von Alter, Geschlecht, Einkommen oder Bildungsgrad, womit die Studie der weit verbreiteten Annahme widerspricht, dass Menschen nach positiven oder negativen Lebensereignissen relativ schnell in ein stabiles, genetisch vorgegebenes „Set-Point“-Niveau des Wohlbefindens zurückfallen. Vielmehr verdeutlicht sie, dass Partnerschaften einen nachhaltigen Einfluss auf das individuelle Glück ausüben.

    Partnerschaften sind daher nicht nur individuelle Lebensentscheidungen, sondern auch als Ausdruck eines tief verankerten menschlichen Bedürfnisses nach Bindung und Stabilität, das kulturübergreifend auftritt. Dieser Befund wird zudem durch Analogiebeispiele aus der Tierwelt gestützt, in der monogame Arten – wie Schwäne, Albatrosse oder Eselspinguine – ähnliche Muster stabiler Paarbindungen aufweisen. Offenbar hat die Bildung einer Partnerschaft einen entscheidenden Wendepunkt für die Lebenszufriedenheit , denn während die Bedeutung der Ehe in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat, bleibt die Partnerschaft selbst eine zentrale Ressource für das Wohlbefinden in modernen Gesellschaften.

    Literatur

    El-Awad, U., Eves, R., Hachenberger, J., Entringer, T. M., Goodwin, R., Realo, A., & Lemola, S. (2025). Mapping life satisfaction over the first years of cohabitation among former singles living alone in UK and Germany. Journal of Personality. Advance online publication.


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