Obwohl Augenkontakt und verbale Verarbeitung bei einem Gespräch unabhängig zu sein scheinen, weichen Menschen beim Blickkontakt im Gespräch häufig von Gesprächspartnern ab, was darauf hindeutet, dass es Störungen zwischen diesen beiden Prozessen gibt. Kajimura & Nomura (2016) haben diese Interferenzen untersucht, da sie vermuten, dass beide Prozesse kognitive Ressourcen eines domänenübergreifenden Systems teilen, d. h., dass ein Einfluss des Blickkontakts auf die gleichzeitige sprachlichen Prozesse wie Abruf und Auswahl besitzen.
In einem Experiment verzögerte das Betrachten eines Films von Gesichtern mit auf den Betrachter gerichteten Augen die Produktion von Assoziationen zwischen Wörtern mehr als ein Film von Gesichtern mit abgewendeten Augen. Dieser Effekt war jedoch nur dann vorhanden, wenn sowohl die Abruf- als auch die Auswahlanforderungen an die Begriffe hoch waren, d. h., bei bei komplexeren Assoziationen oder bei Wörtern, zu denen es zahlreiche mögliche Kombinationen gibt. Die Ergebnisse deuten demnach darauf hin, dass Blickkontakt nicht per se mit der Suche nach den passenden Wörtern zusammenhängt, sondern erst dann, wenn der Sprechende auf ein Wort stößt, über das er aktiv nachdenken muss, kann das im Gehirn zu Konflikten und daher zu Verzögerungen im Gespräch führen.
Literatur
Kajimura, Shogo & Nomura, Michio (2016). When we cannot speak: Eye contact disrupts resources available to cognitive control processes during verb generation. Cognition, 157, 352-357.
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