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Nicht jeder Denksport ist für Gehirn-Jogging geeignet

Nicht jede Gedächtnisübung vollbringt Wunderleistungen, denn wenn man immer nur dasselbe übt, tritt ein Gewohnheitseffekt ein, und die Aufgabe ist für das Gehirn keine Herausforderung mehr. Den größten Effekt haben Übungen wie das Zahlenspiel Sudoku daher beim allerersten Mal, denn das Gehirn ist nicht daran gewöhnt, deswegen entstehen neue Verbindungen zwischen einzelnen Nervenzellen. Deswegen können Sudoku und Computer-Trainingsspiele durchaus einen positiven Effekt auf die Gedächtnisleistung haben, wobei man nicht nur die Konzentration verbessert, sondern auch strategisches Denken und das Erstellen von Verknüpfungen zwischen verschiedenen Sachverhalten übt, was einem dann auch im Alltag helfen kann. Viele Menschen glauben, dass es genügt ihr bereits erworbenes Wissen immer wieder abzufragen, und lösen Kreuzworträtsel oder lernen Gedichte auswendig. Aber nur dann, wenn man das Gehirn durch neue Sachverhalte anregt, bilden sich auch neue Nervenverbindungen.

Besonders wirkungsvoll sind daher Aufgaben, die nicht nur Altwissen abfragen, also über reine Kreuzworträtsel hinausgehen. Dafür eigneten sich bestimmte Bücher und Angebote für Spielkonsolen gut, denn wenn die Übungen flexibel gestaltet sind und sich mit der Zeit steigern, haben sie meist einen besseren Trainingseffekt. Doch auch dann sind Computerspiele keine Allzweckwaffen im Kampf gegen Gedächtnisverlust, denn es gibt keine Übung, die in allen Bereichen schlauer macht.

Für ein fittes Gehirn muss man jedoch keine teuren Spiele kaufen. Wer bestimmte Tipps im Alltag beachtet, wird auch ohne sie seine Gedächtnisleistung steigern oder zumindest beibehalten können. Kommunikation ist dabei das A und O, denn dabei hinterfragt man Dinge, lernt Neues kennen und setzt sich mit seinem Gegenüber auseinander. Eine weitere gute Möglichkeit ist es, eine neue Sprache zu lernen. Außerdem könne es helfen, Musik zu hören, seine Hausarbeiten selbst zu erledigen und ein Hobby zu verfolgen.

In jedem Alter ist auch Sport wichtig, denn Sport trainiert das Gehirn, weil man sich dabei bestimmte Bewegungsabläufe merken und Koordination üben muss. Es gibt noch eine weitere Alternative: die Beschäftigung mit den Enkelkindern, denn indem ältere Menschen versuchen, das Leben der Jüngeren zu verstehen, fordern sie ebenfalls ihr Gehirn heraus.


Dieser gängigen Meinung widerspricht eine Studie von Brooker et al., 2019), nach welcher ältere Erwachsene, die regelmäßig Wort- und Zahlenrätsel lösen, über einen wacheren Geist verfügen, d. h., je häufiger Erwachsene über fünfzig mit Kreuzworträtseln oder Sudokus beschäftigen, desto besser sind auch ihre Gehirnfunktionen. Dabei hatte man die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der „PROTECT“-Studie gebeten, Angaben zu machen, wie oft sie sich mit Wort- und Zahlenrätseln beschäftigten, wobei zusätzlich eine Reihe von kognitiven Tests zur Beurteilung von Veränderungen der Gehirnfunktion durchgeführt wurde, auch waren Aufmerksamkeit, Argumentation, Informationsverarbeitung, Arbeitsgedächtnis und episodisches Gedächtnis erhöht. Menschen, die Worträtsel lösen, verfügen bei grammatikalischem Denken über eine Gehirnfunktion, die einem zehn Jahre jüngeren Menschen entsprechen, bei Tests zum Kurzzeitgedächtnis lag der Unterschied bei acht Jahren, aber es gab auch Verbesserungenbei der Geschwindigkeit und Genauigkeit der Leistungen.


Siehe auch Gehirn-Jogging

Literatur

Brooker, Helen, Wesnes, Keith, Ballard, Clive, Hampshire, Adam, Aarsland, Dag, Khan, Zunera, Stenton, Rob, Megalogeni, Maria & Corbett, Anne (2019). The relationship between the frequency of number puzzle use and baseline cognitive function in a large online sample of adults aged 50 and over. International Journal of Geriatric Psychiatry, doi:10.1002/gps.5085.
Nassoufis, Aliki (2009). Geistig fit bleiben: Kreuzworträtsel reichen nicht. Mitteldeutsche Zeitung vom 08.04.09.


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