Zum Inhalt springen

Misshandlung in der Kindheit und ihre Folgen

Misshandlung in der Kindheit ist eine Form der Traumatisierung, die grundlegende neurobiologische Eigenschaften verändern und sich negativ auf neurologische Entwicklungsprozesse auswirken kann. Eine Folge von Misshandlung in der Kindheit ist das Auftreten von Psychopathologien, die sich im Kindes- oder Jugendalter manifestieren, aber auch bis ins Erwachsenenalter andauern können. Solche Kindheitserfahrungen prägen Menschen oft ein Leben lang, d.h. Erinnerungen positiver und negativer Art bestimmen, wer und was jemand wird. Sind diese Erfahrungen eher negativ konnotiert und fehlt es an Zuwendung, fällt es den Betroffenen oft schwer, sich selbst zu akzeptieren, und auch der Umgang mit anderen Menschen wird dadurch erschwert. Kinder sind von jeder Form von Gewalt besonders betroffen, da sich ihr Gehirn noch in der Entwicklung befindet und Erfahrungen in der Kindheit die Gehirnstruktur prägen, da sich das Gehirn anders vernetzt. So ist bekannt, dass der Hippocampus bei Jugendlichen und Erwachsenen mit Gewalterfahrungen kleiner ist als bei Personen ohne Gewalterfahrungen.

Cay et al. (2022) haben einen verhaltensbiologischen Rahmen gezeichnet, in dem Misshandlungen in der Kindheit und die damit verbundenen abweichenden neurobiologischen Mechanismen und Verhaltensprozesse zusätzlich zum Auftreten einer veränderten Schmerzverarbeitung und schließlich zum Auftreten von Schmerzsyndromen führen können. Dies ist vor allem auf die hormonelle Stressverarbeitung zurückzuführen, die bei Kindern und Jugendlichen störanfälliger und damit leichter beeinflussbar ist, wobei emotionale Misshandlung etwa in Form von Anschreien ähnlich negative Auswirkungen hat wie körperliche Gewalt.

Angesichts der Tatsache, dass manche Subpopulationen misshandelter Kinder eine intakte Funktion und minimale psychiatrische oder Schmerzsymptome aufweisen, werden in der Arbeit von Cay et al. (2022) auch kompensatorische Mechanismen dargestellt, die möglicherweise durch robuste psychosoziale Unterstützungssysteme vermittelt werden können. Die Autoren stellen in ihrer Arbeit validierte Instrumente und experimentelle Methoden vor, die ein besseres Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Misshandlung in der Kindheit, Psychopathologie und Schmerz ermöglichen könnten. Solche Instrumente und Ansätze können parallel dazu verwendet werden, um abnormale schmerzbezogene Prozesse zu überwachen und möglicherweise Strategien für eine frühzeitige Intervention in Fällen von Misshandlung in der Kindheit zu entwickeln.

Literatur

Cay, M., Gonzalez-Heydrich, J., Teicher, M. H., van der Heijden, H., Ongur, D., Shinn, A. K. & Upadhyay, J. (2022). Childhood maltreatment and its role in the development of pain and psychopathology. The Lancet. Child & adolescent health, 6, 195-206.


Nachricht ::: Stangls Bemerkungen ::: Stangls Notizen ::: Impressum
Datenschutzerklärung ::: © Werner Stangl :::





Schreibe einen Kommentar