1. Definition
(meta ta physika griech., das, was auf die Physik folgt): Methode des Herangehens an die Erscheinungen der Natur, der Gesellschaft und des Denkens; Denkmethode, die der dialektischen entgegensteht und durch folgende grundlegende Merkmale charakterisiert ist: 1) Die Natur wir als zufällige Anhäufung von Gegenständen, Er-scheinungen betrachtet die voneinander getrennt, isoliert sind und nicht voneinander abhängen. 2) Die Natur wird als ein Zustand der Ruhe und der Unbeweglichkeit, des Stillstands und der Unveränderlichkeit betrachtet. Das metaphysische System, sagt ENGELS, ist ein endgültig abgeschossenes System aller universellen Zusam-menhänge, sowohl der physischen als auch der geistigen und historischen. Die M. „hat uns ebenfalls die Ge-wohnheit hinterlassen, die Naturdinge und Naturvorgänge in ihrer Vereinzelung, außerhalb des großen Gesamt-zusammenhangs aufzufassen; daher nicht in ihrer Bewegung, sondern in ihrem Stillstand; nicht als wesentlich veränderliche, sondern als feste Bestände; nicht in ihrem Leben, sondern in ihrem Tod“ (M/E. 19. S. 203). 3) Der Entwicklungsprozess wird als einfacher Wachstumsprozess betrachtet, in dem quantitative Änderungen nicht zu qualitativen führen. Die Entwicklung wird als Verkleinerung und Vergrößerung, als Wiederholung betrachtet. Unter Hinweis auf die Gegensätzlichkeit der metaphysischen und der dialektischen Entwicklungskonzeptionen schreibt LENIN: „Bei der ersten Konzeption der Bewegung bleibt die Selbstbewegung, ihre treibende Kraft, ihre Quelle, ihr Motiv im Dunkeln (oder diese Quelle wird nach außen verlegt – Gott, Subjekt etc). Bei der zweiten Konzeption richtet sich die Hauptaufmerksamkeit gerade auf die Erkenntnis der Quelle der „Selbst“bewegung“ (L. 28. S. 339). 4) Es wird das Vorhandensein innerer Gegensätze in den Gegenständen und ihre (der Gegenstän-de) Selbstentwicklung verneint; als einzige Quelle der Entwicklung wird nur der Zusammenstoß äußerer entge-gengesetzter Kräfte anerkannt.
In der jahrhundertelangen Geschichte der Philosophie bezeichnete M. verschiedene Begriffe. ARISTOTELES bezeichnete in seinem Werk „Metaphysik“ mit M. die Wissenschaft, die sich nicht mit dem beschäftigt, womit sich die Physik befasst, sondern mit dem, was den physikalischen Erscheinungen zugrundeliegt. Die scholasti-sche Philosophie bezeichnete als M. die geistige Natur der Gegenstände, der Erscheinungen. In der Philosophie der Neuzeit wurde M. mit abstraktem Schauen identifiziert. In der bürgerlichen Philosophie unserer Zeit wird mit M. die Lehre von dem bezeichnet, was jenseits des Experiments, des Versuches liegt (vgl. Albrecht & Asser 1978, S. 340).
2. Definition
Metaphysik ist die Wissenschaft von dem, was das Physische oder sinnlich Wahrnehmbare als dessen letzter Grund übersteigt, nämlich vom Sein. Dabei fällt die Betrachtung des Seins, an dem alles Seiende auf seine je endliche Weise teilnimmt, mit der Ontologie zusammen. Aus ihr erwächst die M. im engeren Sine als der Auf-stieg zum subsistierenden Sein, der die philos. Gotteslehre entfaltet. Dass die M. in der Seinsvergessenheit bleibe (Heidegger), trifft wenigstens auf Thomas von Aquin nicht zu. J. B. Lotz (vgl. Arnold & Eysenck & Meili 1980, S. 1367).
3. Definition
Zuerst Titel derjenigen Schrift des ARISTOTELES, die hinter den die Physik betreffenden Schriften zu stehen kam. Da sie die Ansichten des ARISTOTELES über die „letzten Gründe“ enthält, ist M. zum Inbegriff der Lehre vom Übersinnlichen, von dem über die Erfahrung Hinausgehenden geworden (vgl. Häcker & Stapf 1998, S.°535).
4. Definition
Die M. ist die Disziplin in der theoretischen Philosophie, in der es traditionell um die letzten, tiefsten und allge-meinsten Themen der Philosophie geht: das wirkliche Wissen der Dinge, Existenz, Gott, Kausalität, Notwendig-keit, Universalien. Heutzutage wird mit diesem Wort, zumindest im Bereich der sogenannten analytischen Philo-sophie, oft nur noch die Ontologie gemeint, d.h. diejenige Disziplin, in der es um Fragen wie die folgenden geht: Was für Arten von Dingen gibt es? Gibt es verschiedene Existenzweisen? Welches Kriterium gibt es dafür, dass eine gegebene Theorie auf die Existenz einer bestimmten Art von Dingen festgelegt ist? (vgl. Struber 1996, S. 402)
5. Definition
(mlat. Metaphysica, zu griech. Tà meta ta physika „das, was hinter der Natur steht“), philosoph. Grundwissen-schaft und Erkenntnislehre von Gegenständen, die über die sinnlich körperlich erfahrbare Welt hinausgehen (z. B. die Ideen Gott, Freiheit, Unsterblichkeit). Gegenüber der Physik, die als Erfahrungswissenschaft die einzelnen Erscheinungen der natürl. Welt nach Gesetzen bestimmt, strebt die M. ein System von Erkenntnissen an, die ein ihrem rationalen Zusammenhang den inneren Möglichkeitsgrund der erfahrbaren Welt (als ein im menschl. Be-wusstsein geordnetes Ganzes)bedeuten. Demnach handelt die M. im weitesten Sinne von Gegenständen, die als regulative Ideen im Bewusstsein des Menschen die Funktion erfüllen, die einzelnen Erscheinungen in einen systemat. Zusammenhang zu bringen, um dadurch die Erfahrbarkeit der Welt überhaupt zu ermöglichen. Die M. ist – neben Logik und Ethik – somit nicht nur Hauptdisziplin der traditionellen Schulphilosophie, sondern (mit ARISTOTOES eigentl. oder „erster Philosophie“ schlechthin. (vgl. Brockhaus 1991, S. 521)
Verwendete Literatur
Albrecht, E. & Asser, G. (1978). Wörterbuch der Logik. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie.
Arnold, W. & Eysenck, H: W. & Meili, R. (1980). Lexikon der Psychologie. Freiburg im Breisgau: Verlag Her-der
Brockhaus (1991), Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bd. – 19. Auflage. Mannheim: Brockhaus
Häcker, H. & Stapf, Kurt. (1998). Dorsch Psychologisches Wörterbuch. Bern: Verlag Hans Huber
Strube, G. (1996). Wörterbuch der Kognitionswissenschaft. Stuttgart: Klett-Cotta
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