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Menschen mit Depression nehmen negative und positive Stimuli unterschiedlich wahr

Kognitive Theorien über Depressionen gehen davon aus, dass eine unangemessene Informationsverarbeitung das Risiko eines erneuten Auftretens von Depressionen erhöht. Es gibt zunehmend theoretische und empirische Belege dafür, dass die kognitive Kontrolle emotionaler Informationen ein Risikofaktor für das Wiederauftreten von Depressionen ist. Wen et al. (2023) haben die Ergebnisse von Verhaltensstudien untersucht, die die kognitive Kontrolle emotionaler Informationen zwischen Teilnehmern mit remittierter Major Depression und gesunden Kontrollteilnehmern verglichen, wobei Reaktionszeiten und Fehlerraten als Ergebnisvariablen verwendet wurden, und Aspekte der klinischen Merkmale, der Stichprobencharakteristika sowie der Methodik und des Designs als moderierende Variablen untersucht wurden. Die Metaanalyse umfasste 44 Artikel mit insgesamt über viertausend Teilnehmern. Die beiden Gruppen unterschieden sich dabei signifikant in der Differenz zwischen den Reaktionszeiten für negative und positive Stimuli. Insbesondere war die Differenz der Reaktionszeiten zwischen negativen und positiven Stimuli bei Teilnehmern mit remittierter Major Depression größer als bei der Kontrollgruppe, was auf größere Schwierigkeiten bei der Kontrolle irrelevanter negativer im Vergleich zu positiven Stimuli hinweist. Eine solche kognitive Kontrollverzerrung könnte mit einer bevorzugten Verarbeitung negativer gegenüber positiven Informationen im Arbeitsgedächtnis verbunden sein. Dieses Ungleichgewicht könnte dann mit anderen Verzerrungen bei der Verarbeitung emotionaler Informationen und mit einer Dysregulation der Emotionen verbunden sein, wodurch sich das Risiko eines erneuten Auftretens von Depressionen erhöht, d. h., Negatives bleibt stärker im Gedächtnis und die Stimmung und di Gedanken werden negativ beeinflusst.

Literatur

Wen, A., Fischer, E. R., Watson, D. & Yoon, K. L. (2023). Biased cognitive control of emotional information in remitted depression: A meta-analytic review. Journal of Psychopathology and Clinical Science, doi:10.1037/abn0000848.


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