Bei übergewichtigen und adipösen Menschen kommt es nach neuesten Studien zu einer Volumenzunahme des Hypothalamus, wobei der Hypothalamus ein wichtiges neuroendokrines Zentrum für die Kontrolle von Appetit und Sättigung darstellt. In Tierversuchen wurde ja schon festgestellt, dass eine Läsion oder Stimulation des Hypothalamus das Fressverhalten und folglich die Körpermasse verändert, wobei eine hochkalorische Ernährung zu einer Entzündung des Hypothalamus führte. Diese Ergebnisse legten nahe, dass Veränderungen in der Struktur und Funktion des Hypothalamus sowohl eine Ursache als auch eine Folge von Veränderungen in der Nahrungsaufnahme sein könnten, doch gibt es jedoch nur wenige in-vivo-Daten vom Menschen, die den Hypothalamus mit Fettleibigkeit oder Essstörungen in Verbindung bringen, was zum Teil auf technische Probleme im Zusammenhang mit seiner geringen Größe zurückzuführen ist.
Brown et al. (2023) haben einen neuartigen automatischen Segmentierungsalgorithmus verwendet, um die Beziehung zwischen dem Hypothalamusvolumen, normiert auf das intrakranielle Volumen, und dem Body-Mass-Index zu untersuchen. Die Analyse wurde an vier unabhängigen Datensätzen von über eintausend jungen Erwachsenen durchgeführt, die eine Bandbreite von Body-Mass-Indices (13,3 – 47,8 kg/m2) abdeckten. In einer Reihe von ergänzenden Analysen wurden untergewichtige (einschließlich Menschen mit Anorexia nervosa), gesundgewichtige, übergewichtige und fettleibige Personen miteinander verglichen.
Es zeigte sich, dass das Gesamtvolumen des Hypothalamus bei übergewichtigen und fettleibigen Gruppen junger Erwachsener deutlich größer ist, was auch für eine Reihe von hypothalamischen Unterregionen beobachtet wurde. Im größten Datensatz bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem hypothalamischen Volumen und dem Body-Mass-Index. Man vermutet nun, dass diese Ergebnisse einer positiven Beziehung zwischen dem Hypothalamusvolumen und dem Body-Mass-Index möglicherweise mit einer hypothalamischen Entzündung übereinstimmen, wie sie in Tiermodellen als Reaktion auf eine fettreiche Ernährung beobachtet wurde, auch wenn weitere Untersuchungen erforderlich sind, um einen kausalen Zusammenhang herzustellen.
Literatur
Brown, Stephanie S.G., Westwater, Margaret L., Seidlitz, Jakob, Ziauddeen, Hisham & Fletcher, Paul C. (2023). Hypothalamic volume is associated with body mass index. NeuroImage: Clinical, doi:10.1016/j.nicl.2023.103478.
Nachricht ::: Stangls Bemerkungen ::: Stangls Notizen ::: Impressum
Datenschutzerklärung ::: © Werner Stangl :::