Der Medienwissenschafter Stefan Weber glaubt, dass der Wissenskultur die Medialisierungsfalle droht und dass die Nachteile der neuen Medien überwiegen. Insbesondere Google, Wikipedia sowie das Web 2.0 ruinieren seiner Meinung nach über weite Strecken die Lern- und Wissenskultur an Schulen und Universitäten. Beim Web 2.0 nimmt die Selbstreferenz des Mediums stark zu, denn Menschen brauchen keinen Wirklichkeitsbezug mehr, keinen Versuch mehr, die Realität einzufangen, sondern das Medium ist das Medium. Auch die Lesekultur verändert sich völlig, denn Lernende lesen häufig keinen zusammenhängenden Text mehr, sondern scannen ihn nach einem Stichwort. Damit tritt eine Verflachung ein, die man auch im Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens beobachten kann. Weber fordert ein Zurück zu den alten Kulturwissenschaften. So basiert die Idee des Exzerpierens von Texten auf der Handschrift. Wenn alles schnell ins Notebook übertragen wird, leidet die Rezeptionstiefe enorm.
Studenten gehen nach Webers Ansicht zur Idee über, dass ein wissenschaftlicher Text einer ist, den man aus dem Internet zusammenstückelt und vielleicht noch ein bisschen umschreibt. Die Idee des genuinen Schreibens geht verloren. Weber beklagt den Verfall von Recherchier-, Schreib- und Lesekompetenz und kritisiert jene Medienwissenschafter, die das Plagiat feiern. Jedoch führt ein Mehr an Information nicht automatisch zu einem Mehr an Bildung. Webers These lautet: Die Zunahme an Information führt zu mehr Unbildung in den Köpfen, weil die Leute zwar die Zugangsmöglichkeit haben, aber großteils keine Recherchier, Netz- und Quellenkompetenz.
Quelle: OÖnachrichten vom 11.10.2008
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