Wenn Menschen Liebe gepredigt wird,
lernen sie nicht lieben,
sondern predigen.
Alice Miller
Liebe ist auch so ein Problem, das Marx nicht gelöst hat.
Jean Anouilh
Hans Jellouschek nennt zehn Regeln für eine stabile Partnerschaft:
- Definieren Sie Ihre Beziehung: Es muss beiden klar sein, was sie füreinander sind: Ich bin dein Mann, du bist meine Frau. Wir sind ein Liebespaar und keine Freunde, Kollegen, gute Bekannte.
- Lernen Sie einander gut kennen: Was es dazu braucht? Lernen Sie die Dinge aus seiner Perspektive zu sehen. Denn gerade dort stoße ich auf sein Anderssein. Das ist ein wesentliches Element einer dauerhaften Partnerschaft.
- Versöhnen Sie sich mit Ihrer Vergangenheit. Wenn es im Erwachsenenalter keine Versöhnung mit der eigenen Herkunftsfamilie gibt, besteht die Gefahr, dass man seinen Partner in den Bannkreis hineinzieht und den Hader irgendwann auf ihn überträgt.
- Betonen Sie das Positive in Ihrer Beziehung: Mit der Zeit verlieren auch die faszinierendsten Eigenschaften des anderen an Attraktivität. Man findet nichts mehr erwähnens- oder lobenswert. Üben Sie, das Positive am Verhalten des anderen wieder zu registrieren und es ihm auch mitzuteilen.
- Lernen Sie, einander zu verzeihen. Wer verletzt wird, sollte seine Verletzungen auch ansprechen und dem Partner mitteilen. Entschuldigung, Wiedergutmachung und aktives Verzeihen sind für eine intakte Beziehung lebensnotwendig.
- Schaffen Sie Räume für Intimität. Diese Freiräume zu zweit am besten fix planen. In diesen Zeiten sollte man sich bewusst inspirierende Erlebnisse verschaffen: ein Buch, das man einander in Fortsetzungen vorliest, Musik, die man miteinander hört, Filme, Theaterstücke oder gemeinsamer Sport. Ebenso planen lassen sich die Zeiträume für sexuelle Begegnungen.
- Stellen Sie Gegenseitigkeiten und Ausgleich her: Beziehung gelingt nur, wenn jeder der beiden die Erfahrung macht, dass der andere gleich viel investiert wie er selbst. Es geht hier um das innere (Gefühlswelt) und das äußere Engagement (Haushalt etc.).
- Machen Sie Ihre Probleme zu gemeinsamen Problemen. Erster Schritt: Ich gehe auf den Partner ein, der das Problem hat. Gemeinsam werden Lösungsstrategien gesucht. Paare, die ihre Probleme als die gemeinsamen sehen, gemeinsam angehen und miteinander lösen und tragen, auch wenn sie nicht zu lösen sind, erschließen sich damit ein großes Wachstumspotenzial ihrer Liebe.
- Nehmen Sie Krisen als Entwicklungschance wahr. Jede Beziehung gerät in Krisen. Das ist normal. Das können Jobwechsel, Kinder, Ruhestand, aber auch schwere Krankheiten sein. Oft sind diese Krisen Anlass zum gemeinsamen Aufbruch aus einer drohenden Erstarrung.
- Schaffen Sie gemeinsame Sinnwelten und Lebensperspektiven – das heißt: gemeinsame Interessen finden und pflegen, gemeinsame Hobbys – Sport, Musik, Kultur, Kunst, Reisen – entdecken und ausüben, tiefere Fragen unseres Daseins gemeinsam diskutieren.
Bleiben Sie in Verbindung
- Beginnen Sie Ihre gemeinsame Zeit am Morgen oder am Abend mit der Frage „Wie war deine Nacht/dein Tag?“, und nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit, um miteinander zu sprechen und sich dabei anzusehen.
- Nehmen Sie immer wieder mit kleinen Berührungen körperlich Kontakt zu Ihrem Partner auf, z. B. durch das Streicheln des Nackens beim Kochen oder durch das Ergreifen der Hand beim Spazierengehen.
- Erinnern Sie sich gemeinsam an den Anfang Ihrer Beziehung, und träumen Sie zuammen von Unternehmungen in der Zukunft.
- Pflegen Sie Mini-Rituale, mit denen Sie tagsüber in Kontakt bleiben: Mailen Sie Ihrem Partner zur Mittagszeit ein „Guten Appetit!“, oder rufen Sie auf dem Heimweg zu Hause an, um zu sagen: „Ich bin in 15 Minuten bei dir!“.
Aus dem Seiwert E-Newsletter No 20,05/2010
Eine kürzlich in Finnland durchgeführte Studie an der Universität Aalto untersuchte, wie verschiedene Formen der Liebe das menschliche Gehirn beeinflussen, wobei man die Gehirnaktivität von 55 Erwachsenen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) analysierte. Die Teilnehmer, überwiegend in Partnerschaften lebend und mit Kindern, wurden mit speziell formulierten Sätzen konfrontiert, die Zuneigungsgefühle für verschiedene Personen, Tiere oder Naturelemente wecken sollten. Sie wurden aufgefordert, sich auf die dabei empfundenen Gefühle zu konzentrieren, während ihre Hirnaktivität gemessen wurde. Die Studie zeigte, dass zwischenmenschliche Liebesformen ähnliche Gehirnbereiche aktivieren, jedoch mit unterschiedlicher Intensität. Besonders die elterliche Liebe erwies sich als stark aktivierend, vor allem in Bereichen wie dem Striatum, die mit Motivation in Verbindung stehen. Interessanterweise zeigte die Liebe zu Haustieren bei deren Besitzern ähnliche Aktivierungsmuster wie zwischenmenschliche Beziehungen, während die Liebe zur Natur eine abweichende Reaktion hervorrief. Zu den aktivierten Hirnregionen gehörten Bereiche des Belohnungssystems, wie der orbitofrontale Cortex und der Gyrus cinguli, die bei der Verarbeitung von Emotionen und der Regulierung sozialer Verhaltensweisen eine wichtige Rolle spielen. Bemerkenswert war auch, dass die Gehirnaktivität auch nach dem Hören der Sätze anhielt, während die Teilnehmer weiter über die hervorgerufenen Gefühle nachdachten, was die Tiefe und Nachhaltigkeit der empfundenen Gefühle unterstreicht und zeigt, dass Liebe die neuronalen Prozesse über einen momentanen Stimulus hinaus beeinflusst.
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