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Kurze Expositionstherapie bei Posttraumatischer Belastungsstörung wirksam

    In einer Studie von Knebel et al. (2025) wurde die Wirksamkeit einer kurzen, von Hausärzt:innen durchgeführten narrativen Expositionstherapie bei Betroffenen untersucht, die nach einem Aufenthalt auf einer Intensivstation Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung entwickelten. Die Studie basiert auf der Beobachtung, dass ein erheblicher Anteil von Patient:innen nach einem intensivmedizinischen Aufenthalt unter psychischen Spätfolgen leidet. Da die hausärztliche Versorgung eine zentrale Rolle im Anschluss an Krankenhausaufenthalte spielt, wurde untersucht, ob eine einfach durchzuführende psychotherapeutische Intervention durch Hausärztinnen und -ärzten einen therapeutischen Nutzen entfalten kann. Insgesamt nahmen 329 Patient:innen teil, die innerhalb eines Jahres nach einem Aufenthalt auf der Intensivstation Symptome einer Posttraumatischer Belastungsstörung aufwiesen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip entweder der Interventionsgruppe zugeteilt, die eine von geschulten Hausärztinnen und -ärzten durchgeführte, kurze narrative Expositionstherapie erhielt, oder einer Kontrollgruppe, die die übliche hausärztliche Versorgung ohne spezifische psychotherapeutische Maßnahmen erhielt. Die narrativen Expositionstherapie-Intervention bestand aus drei Sitzungen, in denen die Betroffenen durch ein strukturiertes Gespräch angeleitet wurden, ihr Erleben während des intensivmedizinischen Aufenthalts zu schildern und einzuordnen. Ziel dieser narrativen Auseinandersetzung war es, traumatische Erinnerungen zu verarbeiten, zu strukturieren und in das autobiografische Gedächtnis zu integrieren.

    Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die Intervention einen signifikanten Effekt auf die Reduktion der Symptomatik hatte. Bereits nach sechs Monaten wiesen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Interventionsgruppe deutlich niedrigere Werte auf der PTSD Checklist for DSM-5 (PCL-5) auf als die Kontrollgruppe. Dieser Effekt hielt auch bis zum Zwölf-Monats-Follow-up an. Neben der primären Zielgröße PTBS-Symptomatik zeigten sich auch signifikante Verbesserungen in mehreren sekundären Endpunkten, darunter depressive Symptome, Angstsymptome, gesundheitsbezogene Lebensqualität, Patientinnenaktivierung und funktionale Einschränkungen im Alltag. Besonders bemerkenswert ist, dass diese positiven Effekte durch eine sehr kurze und ressourcenschonende Intervention erzielt wurden, was ihre Relevanz für die primärärztliche Versorgung unterstreicht. Dies ist besonders bedeutsam angesichts der hohen Prävalenz psychischer Folgeerkrankungen nach intensivmedizinischen Aufenthalten und der oft schwierigen Zugänglichkeit spezialisierter psychotherapeutischer Angebote. Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass eine niedrigschwellige, in den hausärztlichen Alltag integrierbare psychotherapeutische Intervention einen wichtigen Beitrag zur Versorgung dieser Patientinnengruppe leisten kann.

    Literatur

    Knebel, M., Knaevelsrud, C., Dorr, M., Jarczok, M. N., Vehreschild, J. J., Wensing, M., … & Rau, J. (2025). Effects of a general practitioner-led brief narrative exposure. The BMJ, 389, doi:10.1136/bmj-2024-082092


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