Klaus, acht Jahre alt, ist im Unterricht unruhig und unkonzentriert. Nach den Worten seines Lehrers ist er „ständig abwesend“, verläßt regelmäßig nach der zweiten Stunde die Klasse und geht nach Hause. Mit der Zeit wird der Lehrer hilflos, die Eltern sind verärgert. Als „Schulverweigerer“ etikettiert, wird Klaus dem Schulpsychologen vorgeführt. Nachdem auch dieser keine Veränderung bewirken kann, verschreibt der zu Rate gezogene Kinderarzt Psychopharmaka zur Behandlung der Unruhe und ein Mittel zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit.
Am Ende seiner „Karriere“ hat Klaus das Glück, daß er in der Kinder- und Jugendpsychiatrie auf eine engagierte Ärztin trifft, der es gelingt, eine engere Beziehung zu ihm aufzubauen. In dieser Situation hat der Junge zum ersten Male die Möglichkeit, sich zu öffnen. Er beginnt zu erzählen, daß er eines Abends durch die angelehnte Tür den Streit der Eltern mit angehört habe, in dem seine Mutter unter anderem drohte, die Familie zu verlassen. So hielt es Klaus verständlicherweise nicht lange im Unterricht aus. Erst nachdem er sich persönlich vergewissert hatte, „daß die Mutter noch da war“, kam er für den Rest des Tages zur Ruhe.
Die „heilende Wirkung der Zeit“, auf die schon Maria Montessori zu Beginn dieses Jahrhunderts hingewiesen hat, wird in der Breite der Familien- und Schulerziehung zu wenig gewürdigt.
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