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Ist die Vorliebe für süße und fette Lebensmittel erlernt oder angeboren?

Eine westliche, fett- und zuckerreiche Ernährung fördert die übermäßige Kalorienaufnahme und die Gewichtszunahme; die zugrunde liegenden Mechanismen sind jedoch unklar. Trotz des gut dokumentierten Zusammenhangs zwischen Fettleibigkeit und einer veränderten Dopaminfunktion im Gehirn bleibt unklar, ob diese Veränderungen (1) bereits vorhanden sind und die individuelle Anfälligkeit für eine Gewichtszunahme erhöhen, (2) sekundär zur Fettleibigkeit auftreten oder (3) direkt auf eine wiederholte Exposition gegenüber einer westlichen Ernährung zurückzuführen sind. Um diese Lücke zu schließen, führten Thanarajah et al. (2023) eine randomisierte, kontrollierte Studie mit normalgewichtigen Teilnehmern durch, die zusätzlich zu ihrer normalen Ernährung acht Wochen lang einen fett- und zuckerreichen Snack oder einen fett- und zuckerarmen Snack zu sich nahmen. Die Testpersonen nahmen aber nicht mehr an Gewicht zu als die Probanden der Kontrollgruppe und auch ihre Blutwerte, wie Blutzucker oder Cholesterin, veränderten sich nicht. Die Intervention mit dem fett- und zuckerreichen Snack verringerte jedoch die Vorliebe für fettarme Lebensmittel und steigerte gleichzeitig die Reaktion des Gehirns auf Lebensmittel und das assoziative Lernen unabhängig von Lebensmittelhinweisen oder Belohnungen. Diese Veränderungen waren unabhängig von Veränderungen des Körpergewichts und der Stoffwechselparameter, was auf eine direkte Auswirkung von fett- und zuckerreichen Lebensmitteln auf neurologische Verhaltensanpassungen hinweist, die das Risiko für Überessen und Gewichtszunahme erhöhen können. Veränderten Vorlieben bei der Nahrungsaufnahme gehen daher nicht auf Veränderungen der Geschmackswahrnehmung, sondern auf Veränderungen im Gehirn zurück, das acht Wochen lang auf Fett und Zucker konditioniert wurde. Ob sich entsprechende Veränderungen durch den Verzicht auf übermäßig viel Fett und Zucker rückgängig machen lassen, bleibt allerdings offen. Ach müssen diese Ergebnisse aufgrund der kleinen Stichprobengröße mit Vorsicht interpretiert werden, denn möglicherweise zeigen Probanden mit Über- oder Untergewicht andere Reaktionen oder dass andere Snacks als Joghurt zu anderen Ergebnissen führen könnten.

Literatur

Thanarajah, Sharmili Edwin, DiFeliceantonio, Alexandra G., Albus, Kerstin, Kuzmanovic, Bojana, Rigoux, Lionel, Iglesias, Sandra, Hanßen, Ruth, Schlamann, Marc, Cornely, Oliver A., Brüning, Jens C., Tittgemeyer, Marc & Small, Dana M. (2023). Habitual daily intake of a sweet and fatty snack modulates reward processing in humans. Cell Metabolism, doi:10.1016/j.cmet.2023.02.015.


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