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Gehirnentwicklung aus der Sicht der Verhaltensbiologie

Der Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal spekuliert in einem Presse-Artikel im Oktober 2019 darüber, wie es mit der Evolution der Menschen weitergehen könnte, wobei er vor allem auf die Entwicklung des menschlichen Gehirns fokussiert. Das menschliche Hochleistungsgehirn wächst im Gegensatz zu unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen vor allem nachgeburtlich, weil seine schiere Größe eine sehr frühe Geburt erzwingt. Dies verschaffte der sozialen Umwelt sehr viel Einfluss auf die Individualentwicklung und machte Menschen zu höchst anpassungsfähigen Wesen.

Das Gehirn entwickelte sich über die vergangenen Jahrzehntausende zum Höchstleistungsorgan, wobei bekanntlich zwei Prozent der Körpermasse fünfundzwanzig Prozent der Energie verbrauchen,während etwa die Schimpansen über einen 400 cm3 kleinen „Standardmotor“ mit der Welt in Beziehung treten, tun Menschen dies mittels eines hochgetunten 1250-cm3-„Rennmotors“. Extrapoliert man die Zunahme des Gehirnvolumens aus den vergangenen 300.000 Jahren, dann könnten Menschen in 10.000 Jahren Gehirne von etwa 1500m3 mit sich herumschleppen. Dies ging offenbar auf Kosten seiner Robustheit, wie die zunehmend epidemischen mentalen Probleme nahelegen, sodass kaum weitere radikale Leistungssteigerungen zu erwarten sind.

Spezialistentum führt generell in eine evolutionäre Sackgasse, zum Aussterben, und neue Entwicklungen sind immer eher aus wenig spezialisierten Arten zu erwarten. Allerdings scheint das Gehirnvolumen in den vergangenen 10.000 Jahren wieder abzunehmen. Offen bleibt auch, welchen Einfluss die Entwicklung von Schnittstellen zwischen Menschen und digitalen Maschinen mit ihrer künstlichen Intelligenz haben werden, oder gar die Möglichkeiten der genetischen Optimierung oder des Abschaltens der Sterblichkeit.

Kotrschal fragt sich, ob diese Möglichkeiten der gesamten Menschheit zugutekommen werden oder wieder nur dem Machterhalt privilegierter Eliten dienen werden? Wird so in wenigen Generationen die Ungleichheit sogar in ein genetisch unterlegtes Kastenwesen münden?

Literatur

https://www.diepresse.com/5702580/wie-wird-es-mit-der-evolution-der-menschen-weitergehen (19-10-08)


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