Die enge Verbindung zwischen dem menschlichen Gehirn und der Blase ist ein psychologisches Phänomen. Dafür sind verschiedene psychische Mechanismen verantwortlich, die in einem komplexen Zusammenspiel zueinanderstehen. Ein exemplarisches Beispiel ist der „Schlüssel-in-der-Tür-Effekt“. Ein Beispiel für eine solche konditionierte Reaktion ist das plötzliche Auftreten von starkem Harndrang, wenn man nach Hause kommt und gerade den Schlüssel ins Schloss steckt. Diese Reaktion lässt sich als klassisches konditioniertes Verhalten beschreiben. Das Gehirn hat die Assoziation entwickelt, dass eine bevorstehende Möglichkeit der Nutzung einer Toilette mit der aktuellen Situation eines Harndrangs in Verbindung steht. In der Konsequenz werden Signale an die Blase gesendet, welche eine Vorbereitung auf die bevorstehende Entleerung einleiten. Ein ähnliches Phänomen lässt sich bei der Reaktion auf plätscherndes Wasser beobachten. Des Weiteren kann das Geräusch von fließendem Wasser bei manchen Menschen einen Harndrang auslösen. Auch dies kann als Beispiel für einen psychologischen Reiz angeführt werden, der eine physiologische Reaktion hervorruft. Das Gehirn assoziiert das Wassergeräusch mit dem Vorgang des Urinierens und leitet entsprechende Signale an die Blase weiter.
Die dargestellten Phänomene verdeutlichen die Komplexität der Steuerung der Blasenfunktion. Der Füllungsgrad der Blase stellt dabei lediglich einen Aspekt dar, ebenso von Bedeutung sind psychologische Faktoren sowie erlernte Assoziationen. Das Zusammenwirken dieser Elemente gewährleistet in der Regel ein adäquat koordiniertes System der Blasenkontrolle.
Mit zunehmendem Alter kann es zu einer Destabilisierung dieses sensiblen Systems kommen. Die Muskulatur des Beckenbodens und der Blase kann an Elastizität verlieren, die Nervenverbindungen zwischen Gehirn und Blase können sich verändern, und die Fähigkeit, den Harndrang willentlich zu kontrollieren, kann abnehmen. Dies kann zu einer erhöhten Inkontinenz sowie weiteren Blasenbeschwerden führen, welche das Alltagsleben beeinträchtigen können.
Um derartigen Problematiken vorzubeugen, ist es unerlässlich, die Beckenbodenmuskulatur durch gezielte Übungen zu stärken sowie die Blasenkontrolle durch Verhaltenstherapie zu trainieren. Nur durch entsprechende Maßnahmen kann das fein abgestimmte Zusammenspiel zwischen Gehirn und Blase auch im Alter möglichst lange erhalten bleiben.
Die Erforschung dieser Zusammenhänge ist von großer Bedeutung für die Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten bei Blasenproblemen. Dies verdeutlicht, dass die Kontrolle der Blasenfunktion nicht lediglich ein mechanischer Vorgang ist, sondern ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, welches sowohl den Körper als auch den Geist betrifft. In der Tat handelt es sich bei der Blasensteuerung um ein fein abgestimmtes Wechselspiel zwischen dem zentralen Nervensystem, den Muskeln des Beckenbodens, den Nervenrezeptoren in der Blase sowie den hormonellen Regelkreisen. Störungen in einem dieser Bereiche können zu Inkontinenz, Harndrang oder anderen Blasenproblemen führen. Von besonderem Interesse sind die Wechselwirkungen zwischen psychischen Faktoren und der Blasenfunktion. So können Stress, Angst oder depressive Verstimmungen die Blasenkontrolle beeinflussen, indem sie die Signalübertragung zwischen Gehirn und Blase beeinträchtigen. Umgekehrt können Blasenprobleme auch das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen.
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