Thomaschke et al. (2018) haben gezeigt, dass Emotionen bewirken können, dass sich das mentale Zeitverarbeitungssystem, also die innere Uhr, des Menschen schnell und flexibel an zeitliche Vorhersagemuster anpassen kann. So werden zwar generell positive Antworten schneller gegeben als negative, doch der Mensch passt sich implizit auch an die zeitbasierte Vorhersagbarkeit von Affekten an. Probanden mussten auf einem Computerbildschirm Hauptwörter nach dem Geschlecht kategorisieren, wobei vor dem nächsten Wort jeweils ein kleines Kreuz gezeigt wurde. Bei den positiv besetzten Substantiven (wie Liebe oder Freundschaft) erschien das Kreuz zuvor für eine halbe Sekunde, bei den negativ besetzten (wie Folter oder Tod) immer für zwei Sekunden. Dieses zeitliche Muster beeinflusste die Kategorisierungszeit der Probanden, obwohl ihnen diese Verzögerung beim Zeigen des Kreuzes nicht bewusst war. War die Kombination ungewöhnlich, etwa ein langes Intervall vor einem positiven Begriff, hatten sie größere Probleme, das Geschlecht richtig zuzuordnen. Verwendete man im Versuch konkrete und abstrakte Begriffe anstelle von positiv und negativ besetzten, dann war dieser Effekt nicht zu beobachten.
Literatur
Thomaschke, R., Bogon, J. & Dreisbach, G. (2018). Timing Affect: Dimension-Specific Time-Based Expectancy for Affect. Emotion, 18, 646-669.
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